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Nach einer längeren Ruhepause haben in letzter Zeit die polizeilichen Übergriffe in Oaxaca wieder zugenommen. Der südmexikanische Bundesstaat ist geprägt von einem Interessenskonflikt zwischen der indigenen Bevölkerung und wirtschaftlichen Ambitionen des Staates und internationaler Konsortien.
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Seit Jahresbeginn gerät Oaxaca kontinuierlich in einen Strudel der Gewalt.
15. Jänner 2005. Im Dorf Santiago Xanica werden drei Vertreter der lokalen Bürgervereinigung CODEDI-Xanica (Komitee zur Verteidigung der indigenen Rechte) durch Schüsse der Polizei zum Teil schwer verletzt. Diese hatte auf eine Gruppe von achtzig Vertretern der Gemeinde geschossen, die oberhalb des Dorfes Gemeinschaftsarbeit verrichteten.
19. Jänner 2005. 300 Mitglieder der Vereinigung gegen den Neoliberalismus COMPA, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, brechen nach Mexiko-Stadt auf, um dort vor dem Regierungspalast und der Nationalen Menschenrechtskommission (CNDH) zu demonstrieren. Dank der Vermittlung der Nationalen Menschenrechtskommission konnte erreicht werden, dass der Gouverneur von Oaxaca zwei Vertreter der Organisation OIDHO (Indianische Organisation zur Verteidigung der Menschenrechte in Oaxaca) zu Verhandlungen einlud.
3. Februar 2005. Nach einem Vorbereitungstreffen zu diesen Gesprächen wurden fünf Vertreter der OIDHO und CODEP (Comité de Defensa del Pueblo) festgenommen. Drei von ihnen ließ man aufgrund nationaler und internationaler Proteste wieder frei. Zwei, Alejandro Cruz Lopez von der OIDHO und Samuel Hernández von der CODEP, sind noch immer inhaftiert.
Alle diese Ereignisse spielen sich vor dem Hintergrund politischer Entscheidungen ab, die darauf abzielen, den Bundesstaat Oaxaca zu entwickeln. Für die mexikanische Regierung des Präsidenten Vicente Fox von der neokonservativen Partei PAN bietet Oaxaca ideale Voraussetzungen für neoliberale Entwicklungsstrategien. Finanziert wird der sogenannte Plan Puebla Panama (PPP) von internationalen Bankenkonsortien. Kritiker sagen, das Vorhaben stelle eine Ausbeutung des wirtschaftlichen und kulturellen Reichtums der Region dar und vernichte das indigene Kleinbauerntum.
In Oaxaca liegt der Isthmus von Tehuantepec. Dieser 220km langen, schmalsten Verbindungsstrecke Mexikos zwischen dem Pazifik und dem Golf von Mexiko, kommt als "trockenem Kanal" strategische Bedeutung zu. Eine Schnellstraße wird ausgebaut, die ansässige Bevölkerung abgesiedelt und so genannte "Maquilas" (Fertigungsfabriken mit sehr schlechten Arbeitsbedingungen) errichtet, wodurch auch die Migration aus Zentralamerika nach Nordmexiko und die USA abgefangen werden soll. Bereits in den 80er Jahren wurden die einheimischen Fischer aus den Gebieten der "Bahías de Huatulco", an der Pazifikküste, verdrängt, um dem internationalen Massentourismus Platz zu machen.
Der mexikanische Bundesstaat Oaxaca besitzt den höchsten Anteil indigener (über 50%) Bevölkerung in Mexiko. Ähnlich wie im Bundesstaat Chiapas herrschen auch hier Probleme der Verarmung und Militarisierung der Machtstrukturen.
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