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Dem Köhlmeier reicht’s

Von Edwin Baumgartner

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Dem Vorarlberger Schriftsteller Michael Köhlmeier reicht’s: Am 11. April wird er eine Anzeige wegen Verhetzung gegen den FPÖ-Politiker Andreas Mölzer wegen dessen Aussage, die EU sei ein "Negerkonglomerat", einbringen. Das ist sehr erfreulich. In der Sache selbst, aber auch aus zwei anderen Gründen.

Einer davon ist, dass Köhlmeier den Rechtsweg geht. Er versteckt sich nicht hinter der künstlerischen Unangreifbarkeit eines Gedichts, wie seinerzeit Günter Grass mit seiner antisemitischen Israel-Polemik. Köhlmeier trennt hier sauber zwischen Kunst auf der einen und Rechtsstaatlichkeit auf der anderen Seite. Er verweigert sich der "Anlasskunst".

Zweiter Grund: Köhlmeier fragt auf der Internetplattform von SOS Mitmensch, wer sich seiner Anzeige anschließen will (bis jetzt sind es - im Moment - 17.228 Personen). Damit macht er sich zum Ziel Ultrarechter, die bereits, etwa auf Facebook, massiv gegen ihn hetzen. Er hätte es ruhiger haben können, doch er hat sich anders entschieden. Nicht wegen seines Gewissens als Künstler, sondern wegen seines Gewissens als Mensch.

Dafür haben sprachkundige Mölzerniter endlich herausgefunden, was ein "Negerkonglomerat" ist. "Negerantenkonglomerat" sei gemeint gewesen - ein "Negerant" ist umgangssprachlich einer, der nie Geld hat. Also ein verzeihlicher Versprecher, meinen die Mölzerniter. Tatsächlich? Abgesehen davon, dass man das Wort "Negerant" in seiner Herkunft klären müsste: Umso schlimmer, wenn man etwas Übles in freudscher Versprecherweise mit Menschen dunkler Hautfarbe besetzt.