Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Viennale, die kommenden Donnerstag eröffnet wird, tut sich sichtlich schwer mit der Verarbeitung des Schicksalsschlags, der sie mit dem plötzlich Tod von ihrem langjährigen Leiter Hans Hurch ereilte. Man ist penibel darauf bedacht, eine Viennale "ganz im Sinne von Hans Hurch" zu gestalten, wie der interimistische Festivalchef Franz Schwartz betont. Immerhin 70 Prozent der Filme, die heuer zu sehen sein werden, seien noch von Hurch ausgewählt worden, und den Rest aus Locarno und Venedig hat Schwartz mit Hurchs Filmgeschmack im Kopf zusammengestellt. Im Zentrum der Viennale erinnert außerdem eine große Hommage an Hurch und versammelt 14 Filme von Filmemachern, die als besondere Freunde der Viennale galten, darunter Alain Guiraudie oder Hatmut Bitomsky.
Dass man Hurch noch einmal so richtig ins Zentrum rückt, ist auch seiner Persönlichkeit geschuldet, mit der er der Viennale unverwechselbar seinen Stempel aufdrückte. Selten wurde ein Festival-Chef so sehr mit seinem Festival und dem dort dominierenden Filmgeschmack identifiziert wie Hurch mit der Viennale. Und außerdem ist die intensive Beschäftigung und Verabschiedung von Hurch als Thema des Festivals an sich eine Wohltat in der inzwischen hektisch und allzu betriebsam agierenden Kunstwelt, in der es durch die Vielzahl von Festivals, Ausstellungen und Veranstaltungen längst keinen Moment des Durchatmens und der Pause mehr gibt. Dabei sollte genau das das Ziel jeder Kunstschau sein: das Leben zu entschleunigen, auf das Wesentliche hinzuweisen. Der Viennale dürfte das heuer einmal mehr gelingen.