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Höfliche Floskeln, wenig Erwartungen und Druck auf beiden Seiten. Die Verhandlungen im Atomstreit mit dem Iran, die nach 14 Monaten in Genf wieder zaghaft aufgenommen worden waren, haben dem Westen drei Gewissheiten wieder vor Augen geführt: Erstens, dass der Konflikt in einer Sackgasse steckt. Der Iran will über sein Atomprogramm (fast) nicht verhandeln. Der Hauptstreitpunkt, die umstrittene Urananreicherung, könnte - wenn überhaupt - nur auf Basis eines heuer mit Brasilien und der Türkei gestarteten Mediationsversuches verhandelt werden. Laut diesem soll der Iran sein schwach angereichertes Uran im Ausland weiter anreichern lassen und gegen AKW-Brennstäbe tauschen. | Zweitens, dass die Perser keineswegs einfach so den Forderungen des Westens zustimmen werden und ihr Atomprogramm seit Jahren ungeachtet aller UNO-, EU- und US-Drohgebärden hurtig vorantreiben. Ihre Technologien bei der Atomkraft sind mittlerweile weit gediehen.
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Und drittens, dass Irans geschickte Diplomaten den Zeitfaktor zu ihren Gunsten zu nützen wissen.
Dementsprechend spärlich fiel das Ergebnis der jüngsten Verhandlungen in Genf aus: Die fünf UNO-Vetomächte und Deutschland einigten sich mit Teheran lediglich darauf, die Gespräche Ende Jänner oder Anfang Februar in der Türkei fortzusetzen. Über die Verhandlungspunkte herrscht nach wie vor Uneinigkeit. Schon jetzt lässt Irans Präsident Mahmoud Ahmadinejad anklingen, welcher Wind 2011 in Istanbul blasen wird. "Wenn ihr eure Sanktionen zurücknehmt, über das israelische Atomprogramm sprecht und unsere Rechte respektiert, dann wird es eine fruchtbare Sitzung - sonst eben nicht", lautet die Botschaft des Hardliners.
Noch kann Ahmadinejad, der mit schweren innenpolitischen Problemen zu kämpfen hat, mit dem Atomstreit als Ventil für den Machtanspruch innenpolitisch punkten und dem Westen gegenüber weiterhin Härte zeigen. Doch, so heißt es in Teheraner Expertenkreisen, auch dieser Bogen ist bald überspannt. Längst hat sich abgesehen von der Oppositionsbewegung um Mehdi Karroubi und Mir Hossein Moussavi eine eigene Opposition innerhalb der Führungsriege gebildet, und damit ist nicht nur der pragmatische Flügel rund um Ahmadinejads Widersacher Ali Rafsanjani gemeint. Auch der mächtige Larijani-Clan - Ali Larijani ist Parlamentspräsident, sein Bruder Sadegh Justizchef - geht zusehends auf Distanz zum Präsidenten.
Und der Westen? Die Sanktionen erweisen sich nicht als jenes Wundermittel, das den Iran zum Einlenken im Konflikt bewegen kann, wenngleich sie das Land wirtschaftlich härter treffen, als Teheran dies zugibt. Es bleibt dem Westen daher gar nichts anderes übrig als weiterzuverhandeln und zu hoffen, dass die moderateren Kräfte, die durchaus an einer Lösung des Atomstreits interessiert sind, letztlich die Oberhand gewinnen.