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"Mööönsch, bist du spät dran", sagt (mit noch deutlich zu vermehrenden "ö"s) Christian erstaunt über mein Erstaunen und kredenzt zum Kaffee einen Kuchentyp, der gemeinhin als Weihnachtsstollen bezeichnet wird. "Ihr Weihnachtler", sagt Christian, "werdet’s das nie lernen. Bei euch beginnt das mit dem vierzigtägigen Fasten am
15. November, und bei uns mit Weihnachtsstollen ab Anfang September. Wo ist eigentlich der grundlegende Unterschied - außer im Kalorienverbrauch?"
Im Grund hat er ja recht, der Christian. Wer sollte etwas dagegen haben, wenn zum Beispiel auf der Wies’n, für die ja mittlerweile auch keine Münchenreise mehr notwendig ist, sondern nur noch eine Fahrt in den Wiener Prater, zum Bier Vanillekipferl gereicht werden? Die Weißwurst am Heiligen Abend verbietet sich freilich, weil sie das 12-Uhr-Läuten nicht hören darf. Aber sonst spricht an diesem Tag nichts gegen "Oans, zwoa, Gschenka ausboggd!"
Andererseits: Zieht man das Weihnachtsgebäck nur Jahr für Jahr lange genug vor, und zwar jedes Jahr ein wenig mehr, landet es letzten Endes ganz zwangsläufig wieder dort, wo es eigentlich hingehört. Einige Zeit wird man dann halt Ostern als Fest der Zimtsterne feiern. Aber auch das geht vorüber und spätestens, wenn zu Silvester dann die Schokoladeweihnachtsmänner für das folgende Jahr auf dem Tisch stehen, weiß man, dass man bald wieder mit dem Weihnachtsgebäck in der Weihnachtszeit gelandet ist.