Die Fähigkeit zum kompetenten und kritischen Umgang mit Medien wird immer relevanter.
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Demokratie ist in vielfältiger Weise auf ein robustes und qualitätsvolles Mediensystem angewiesen, aber auch auf Bürger, die sich unter den vielen Angeboten zurechtfinden und Medieninhalte selbst bewerten und nach ihren Bedürfnissen mitgestalten können. Diskussionen um gesellschaftliche Auswirkungen von Fake News, personalisierte Anzeigen auf Suchmaschinen und Social-Media-Plattformen oder Diskriminierung durch Hass im Netz machen deutlich: Die Fähigkeit zu einem kompetenten und kritischen Umgang mit Medien wird immer relevanter. Die Digitalisierung durchdringt nicht nur zunehmend alle Bereiche des Alltags, sondern bestimmt auch mehr und mehr unsere Wahrnehmung von Wirklichkeit und damit auch die Grundlagen unseres Verständnisses von Demokratie.
Digitaler Medienwandel und technische Potenziale für Interaktivität lassen funktionale Äquivalente zum traditionellen Journalismus entstehen. Das digitale Zeit-
alter bietet mehr mediale Optionen denn je, subjektive Meinungen zu politischen Angelegenheiten öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Auf unzähligen Plattformen treffen Menschen (aber auch Bots) auf ähnliche oder antagonistische politische Interessen und treten in Dialog, Konkurrenz oder gar Konflikt zueinander.
Mit dem aktuellen Transformationsprozess gehen aber nicht nur neue Möglichkeiten und Gelegenheitsstrukturen gesellschaftlicher Teilhabe einher, sondern es sind auch viele, teils neuartige Formen sozialer und kommunikativer Ungleichheiten, Klüfte und gegenläufige Entwicklungen gerade bei der Nutzung digitaler Medienangebote zu beobachten. So ermöglichen die Social-Media-Plattformen zwar neue Formen von Partizipation im Sinne von Mitbestimmung, verschließen sich aber selber unter anderem aufgrund ihrer kommerziellen Interessen Selbstverwaltung und Selbstbestimmung durch ihre Nutzer. Auch kann zwar prinzipiell jeder seine Meinung veröffentlichen, doch die technische Struktur des Internets, die Logik der Suchmaschinen, die zunehmende Macht von Facebook oder Google und die Grenzen der individuellen Aufmerksamkeit führen dazu, dass alles, was dort nicht angezeigt, bewertet, geteilt wird, nicht in dem Maße öffentliche Relevanz erlangt, wie es den Themen zusteht. Die zunehmenden Möglichkeiten der Personalisierung und Individualisierung der Informationssuche und Kommunikation führen unter Umständen zu hochselektiven individuellen und/oder gruppenbezogenen Informationssphären ("Filter Bubbles"), denen sich die Mediennutzer nicht immer bewusst sind.
Die Fähigkeit zu einem kompetenten und kritischen Umgang mit Medien ist damit relevanter als je zuvor. Das Bildungssystem, insbesondere die politische Erwachsenenbildung, ist hier stark gefordert: Es gilt durch den Erwerb von kritischer Medienkompetenz die Bewertungs-, Reflexions- und Handlungskompetenzen zu stärken, um Demokratiebewusstsein und Teilhabe gesamtgesellschaftlich zu fördern. In Zukunft muss es verstärkt darum gehen, diese Erkenntnisse für die Politikgestaltung und Demokratiebildung zu berücksichtigen.
Der Verein COMMIT und das Bundesinstitut für Erwachsenenbildung veranstalten am 3. und 4. Oktober in St. Wolfgang die Tagung "Kritische Medienkompetenz 2022".
Mehr Info: https://www.bifeb.at/