)
Bauern vor dem Brandenburger Tor. | Österreich: Weitere Gespräche sollen Konflikt beilegen. | Berlin/Wien. Heute, Donnerstag, wollen Deutschlands Milchbauern vor dem Brandenburger Tor in Berlin für höhere Milchpreise demonstrieren. Die Initiatoren vom Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter (BDM) erwarten "tausende Teilnehmer".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der Streik der Milchbauern dauert damit bereits länger als eine Woche: Seit 27. Mai liefern tausende Bauern keine Milch mehr aus, um höhere Milchgelder zu erzwingen. In manchen Supermärkten von Edeka, Real, Plus und Kaisers´ Tengelmann waren einzelne Milchprodukte nicht mehr erhältlich. Die Molkereiblockaden wurden wieder beendet: Der BDM hatte aufgerufen, eine Eskalation zu vermeiden. Die Proteste übersiedelten vor die Zentralen der Handelsfirmen.
Der Boykott läuft weiter
Auch in Österreich liefern die Bauern weiterhin weniger Milch - nach Angaben des Molkereiverbandes VÖM im Schnitt um 20 bis 25 Prozent.
Ein Gipfelgespräch zwischen Handel, Molkereien und Bauernvertretern konnte die Proteste nicht beenden. Dennoch setzt die Landwirtschaftskammer (LK) auf Verhandlungen: Die Zusicherung der Handelsfirmen, die Preise für Milchprodukte nicht weiter zu senken und Schleuderaktionen zu vermeiden, habe zur Deeskalation der Lage beigetragen, hieß es seitens der LK zur "Wiener Zeitung". Viele Bauern hätten daraufhin ihren Lieferstreik beendet.
Jetzt sollen die Gespräche in Zweierrunden fortgeführt werden: Heute, Donnerstag, verhandeln Bauernvertreter mit den Molkereien. Sie wollen, dass die gestiegenen Kosten der Bauern im Milchpreis einen Niederschlag finden. LK-Präsident Gerhard Wlodkowski hatte eine Anhebung des Erzeugermilchpreises von zwei Cent je Liter in den Raum gestellt.
Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender von Rewe Austria, sieht den Handel nicht unmittelbar betroffen: "Der Preis wird am Markt gemacht, nicht bei Gipfeln." Versorgungsprobleme mit Milchprodukten gebe es in Österreich nicht - "es sind auch keine zu erwarten."
Den Konsumenten rät Hensel, ihr Haushaltsbudget auf weitere, moderate Preissteigerungen abzustimmen: "Lebensmittel werden auf Dauer nicht billiger werden."
IG-Milch will Mitsprache
Die IG-Milch, die den Streik in Österreich organisiert, will unterdessen nicht klein beigeben. Sie konkretisierte am Mittwoch ihre Forderungen: Der Bauernmilchpreis soll von rund 39 Cent auf 47 Cent netto pro Liter Milch erhöht werden. Zudem will die IG-Milch eine "unabhängige Milchbauernvertretung mit Entscheidungskompetenzen in allen relevanten Gremien."
Aus "Sorge um eine weitere Eskalation" forderte Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) ein Ende des Milchstreiks: Eine weitere Zuspitzung mache die Gesprächsbasis nur noch schwieriger.
Auch Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) versuchte zu vermitteln: Sie will, dass die Konsumenten freiwillig mehr bezahlen. Auf orf.at regte sie die Einführung eines "Zertifikates für gerecht gehandelte Milch" an.