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Auf die Megatrends im Bankgeschäft wie technologische Entwicklung, Veränderung der Märkte und Kunden, die Einführung des Euro oder die Internationalisierung müsse jede Bank für sich | Antworten finden. Für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen und des Standortes Österreich als Finanzplatz müßten die Institutionen sorgen, betonte Herbert Pichler, Syndikus der Sektion Geld und | Kredit in der Wirtschaftskammer, gestern, Donnerstag, beim Bankenseminar in Alpbach.
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Österreich habe die Anpassung an die EU-Rahmenbedingungen schrittweise erfolgreich bewältigt. Allerdings neige Österreich immer zu einem höheren Regulierungsniveau als es von Brüssel
verlangt werde. Das bedeute in der Folge höhere Kosten. Unter den geänderten Wettbewerbsbedingungen mit besserer Vergleichbarkeit durch den Euro könnten diese höheren Folgekosten negative
Auswirkungen auf den Standort Österreich haben, befürchtet Pichler.
Ganz gegen den Sinn einer Reform des heimischen Kapitalmarktes seien etwa Vorschläge der Steuerreformkommission zu einer Besteuerung von Wertpapierkursgewinnen oder einer Erhöhung der
Spekulationsfrist. Derartige Maßnahmen würden die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes erheblich beeinträchtigen und die Risikokapitalaufbringung in Österreich treffen, kritisierte Pichler. Man müsse
auch darüber nachdenken, ob eine Börsenumsatzsteuer oder eine Kreditvertragsgebühr aufrecht zu erhalten ist.
Fortschritte sieht der Syndikus bei den Rechnungslegungsgrundsätzen für Konzernabschlüsse. Die Diskussion dazu sei bereits im Detail angelaufen, er erwarte eine Finalisierung noch vor Jahresfrist.
Demnach sollen Konzernabschlüsse auch in Österreich nach IAS ermöglicht werden. Grundsätzlich positiv äußerte sich Pichler auch zur Bundeswertpapieraufsicht (BWA), die Kostenentwicklung
bereite ihm aber Sorge. Man sollte daher zu einer "verursachergerechten Verteilung der Kosten der BWA kommen".
Noch in diesem Jahr soll entsprechend einer EU-Richtlinie zum Schutz der Anleger ähnlich der Einlagensicherung ein Mindestschutz für Anleger im Insolvenzfall bei widmungswidriger Verwendung der
Wertpapiere in Recht gegossen werden. Die Mindestsicherung werde bei 20.000 Ecu liegen. Eine Aufnahme von Nichtbanken in das Bankensystem oder von ausländischen Finanzdienstleistern komme klarerweise
nicht in Frage, betonte Pichler.
Bedeutung der
Banken sinkt
In den USA sei die Bedeutung der Banken seit Jahren rückläufig. Dieser Trend werde auch auf Europa und Österreich übergreifen, konstatierte Andreas Grünbichler von der Universität
St. Gallen. Das klassische Spareinlagenschäft sinkt, die Veranlagung in Fonds wird immer beliebter. In Österreich lag das Fondsvolumen 1990 bei 170 Mrd. Schilling, 1998 ist es bereits auf 680 Mrd.
Schilling gewachsen. Diese zunehmende Kapitalmarktorientierung zeige in den USA bereits Auswirkungen auf die Finanzierung der Klein- und Mittelbetriebe (KMU). "Wenn aber die Bedeutung der Banken
abnimmt, wer übernimmt dann die Finanzierung der KMU?". Regionalbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken hätten hier eine Rolle zu übernehmen, meint Grünbichler. Im übrigen seien die Banken
aufgerufen, maßgeschneiderte Produkte anzubieten, etwa Kombinationen von Sparprodukten mit Kapitalmarktelementen. Klassische Retailbanken hingegen sollten sich auf das Kerngeschäft konzentrieren,
zeigte Grünbichler den Weg.