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Den Fokus auf die Gemeindebauten

Von Kamil Kowalcze

Politik
22 Wohnanlagen werden bereits überwacht - und es sollen noch mehr werden.
© © W. Schaub-Walzer PID / ......

Ausbau der Videoüberwachung abgeschlossen. | Bewohner zeigen sich skeptisch.


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Wien. Der Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig wählte eine historische Stätte für seinen Pressetermin: Einst wurden hier Pferderennen ausgetragen, etwas später wuchs hier der kleine Johann Hölzl alias Falco auf. Doch an diesem Mittwoch diente die Kulisse der Wohnhausanlage am Rennbahnweg in Wien 22 folgender Verlautbarung: Der Ausbau der Videoüberwachung in Gemeindebauten ist abgeschlossen.

Als 2008 der Pilotversuch für diese Initiative startete, sagte der Sozialbau-Chef und Bezirksvorstand in Währing, Herbert Ludl (SPÖ), zur "Wiener Zeitung": "Ich bin eher der Meinung und hoffe, dass dieser Test zeigen wird, dass es eben nichts bringt."

Drei Jahre und rund 2800 Kameras in 22 Wohnanlagen später, bleibt Ludl dabei: "Nirgendwo laufen so viele höchstpersönliche Daten zusammen wie am Wohnort. Der bescheidene Sicherheitsgewinn durch diese Bildaufzeichnungen rechtfertigt keinen so gravierenden Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Bewohner. Außerdem muss das doch von jemandem bezahlt werden."

Auf fünf Jahre abgeschrieben betragen die Gesamtkosten dieser Sicherheitsmaßnahme 1,4 Millionen Euro - pro Videokamera sind das 500 Euro. Doch laut Ludwig brauchen die Mieter nichts zu bezahlen: "Es wird alles von Wiener Wohnen übernommen." Somit übernehmen im Endeffekt die Steuerzahler die Kosten für die Sicherheit der Mieter am Rennbahnweg - und in den anderen videoüberwachten Gemeindebauten.

Mehr als 60.000 Bewohner werden nun bei Tag und Nacht gefilmt - in Müllraum, Garage, Aufzug und Keller. Die Aufnahmen dürfen aber nur für 72 Stunden gespeichert werden. Auf das Bildmaterial wird nur im Fall eines strafrechtlich relevanten Tatbestands zugegriffen - also etwa im Fall von Vandalismus, Einbruch oder Diebstahl, wie Ludwig erklärte.

"Effekt war nur kurz"

Die von Ludwig angesprochene "generalpräventive Wirkung" der Überwachung dürfte aber nicht bei allen Bewohnern angekommen sein: "Der Effekt war nur ganz kurz. Am Anfang hat man einen Unterschied gemerkt, aber nach einiger Zeit war alles wieder beim Alten", erklärt ein Mieter.

"Die Leute haben einfach bemerkt, dass eh nix passiert, wenn es zu keiner Anzeige kommt."

Ähnlich äußert sich Monika Z.: "Früher waren gar keine Kameras nötig. Da haben die Menschen noch normal miteinander gesprochen, wenn es Probleme gab." Die Frau lebt hier bereits seit 1976, da war die Siedlung gerade im Entstehen. Hier sind ihre Kinder aufgewachsen, hier leben auch ihre Enkel. "Das ist eine Frage der Erziehung. Da bringt dir auch eine Kamera nichts."

Trotzdem gibt es noch genug Interessenten, die gerne Kameras in ihren Wohnstätten sehen würden. Aus diesem Grund hat Ludwig auch den weiteren Ausbau der Sicherheitsmaßnahme angekündigt.