Wenn der Wissenschaftsreferent und Generalsekretär der städtischen Wissenschaftsförderungsfonds der Stadt Wien, Hubert Christian Ehalt, vor kurzem, wenige Tage vor dem Pfingstfest, seinen 50. | Geburtstag gefeiert hat, so ist dieses Zusammentreffen zweier Termine, eines persönlichen und eines im kollektiven Bewußtsein verankerten, mindestens ein glücklicher Zufall, jedenfalls aber ein | geeigneter Anknüpfungspunkt für die Würdigung eines Mannes, der wie kaum ein anderer in dieser Stadt und in diesem Land viel dafür tut, den Geist in all seinen persönlichen Ausprägungen und | verschiedenen Strömungen zu fördern und durch gezielte Initiativen aus der Reserve zu locken.
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Der Geist weht bekanntlich, wo und wann er will, und man kann ihn weder herbeizwingen noch darf man ihm ins Handwerk pfuschen, man kann es ihm aber sehr wohl erleichtern, sich zu entfalten und
anderen zu erschließen. Hubert Christian Ehalt, seit 1984 zuerst im Kulturressort, seit 1996 im Ressort Planung und Zukunft für Wissenschaftsförderungsagenden der Stadt Wien verantwortlich, ist
aufgrund dieser institutionellen Schlüsselstellung in der Lage, das intellektuelle Leben Wiens und seine Träger zu fördern. Er verwaltet diese Schaltstelle aber nicht nur mit der notwendigen Sorgfalt
und Akribie eines Beamten, sondern benützt sie mit der Leidenschaft des Engagierten und durch seine gründliche Ausbildung für die Eröffnung neuer Perspektiven und Horizonte geradezu Prädestinierten.
Die beamtische Funktion, ohne die diese fördernde Tätigkeit freilich nicht möglich wäre, ist aber nur der Ausgangspunkt und der feste Anker, von dem aus Expeditionen in die Welt des Geistes
unternommen und unterstützt werden können. Am nachhaltigsten hat sich Ehalt wohl durch die liebevolle und fachkundige Beratung und Pflege der seit 1987 vorwiegend im Rathaus abgehaltenen Wiener
Vorlesungen in die Stadt- und Geistesgeschichte eingegraben und verewigt. Diese Öffnung des Rathauses für breitere Schichten in einem dichten und kontinuierlichen Prozeß, den er zusammen mit
Bürgermeister Helmut Zilk vor 13 Jahren begonnen hat, ist in seiner Bedeutung für das geistige Leben durchaus mit der Öffnung der Praterauen und anderer aristokratischer Reservate für das Volk
vergleichbar. Das Rathaus ist seither nicht bloß ein Stück erlesene Architektur und der Sitz, bzw. Thron einer Stadtverwaltung, die ihre Bürger auf Distanz hält, sondern eine Begegnungsstätte und ein
offenes Haus, das die wißbegierigen Bürger nicht nur hereinläßt, sondern einlädt und für viele Stunden des Geistes beherbergt. In den vergangenen 13 Jahren haben rund 1.000 Vortragende, darunter
internationale Koryphäen, wie der aus Österreich gebürtige Kunsthistoriker Sir Ernst Gombrich, der berühmte Psychotherapeut Bruno Betteleheim, der Auslandsösterreicher Paul Watzlawick, um nur drei
aus der Fülle der Referenten zu nennen, ihre Konzepte vor einem kritischen Auditorium entwickelt, das sich nicht mit andächtigem Anhören des Gesagten begnügte, sondern sich auch mit Zuspruch und
Widerspruch zu Wort meldete und seine eigenen Standpunkte in die Diskussion einbrachte. Hubert Christian Ehalt trägt aber nicht nur die Wissenschaft ins Volk, bzw. führt die Menschen durch die
laufende Veranstaltung der Wiener Vorlesungen an die Wissenschaft heran; als kompetenter und hilfsbereiter Verwalter städtischer Wissenschaftsförderungsmittel und als Generalsekretär der
Wissenschaftsförderungsfonds für die Österreichische Akademie der Wissenschaften und die Wirtschaftsuniversität Wien trägt er dazu bei, das geistige und akademische Leben nicht nur punktuell, sondern
auch durch ein breites Spektrum von Zuwendungen zu fördern. Mit einer Reihe von von ihm initiierten Veranstaltungen - das "Forum Stadt-Universität", das "Forum Wissenschaft-Wirtschaft", der "Wiener
Zukunftsdialog", die "Stadtwerkstatt" - werden Wissenstransfer und Austausch von städtischem und universitärem Know-how stimuliert. Diese Foren ermöglichen eine permanente Gesprächsbasis, deren
Ergebnisse dem geistigen und kulturellen Fortschritt der Stadt und des Landes zugute kommen. Die "Wien Akademie", ein intellektueller Ableger der Wiener Vorlesungen, stellt in den schönen
Vorlesungsräumen im Universitätscampus im Alten AKH Wien-Traditionen und Probleme zur Diskussion und schafft so einen Ort einer permanenten Konferenz der Stadt über ihre Identität und ihre Probleme
im Wandel. Diese "Wien Akademie" belebt den Universitätscampus und stellt eine ständige Brücke zwischen der Universität Wien und der Stadt Wien, zwischen der wissenschaftlichen und der städtischen
Öffentlichkeit her. Vor 13 Jahren hat H. Ch. Ehalt mit den "Wiener Vierteltouren" ein Projekt initiiert, bei dem jeweils eine Woche lang mit einem spezifischen Jahresmotto in "sinnlich-kulinarisch,
poetisch-musikalischen Reisen" die Wiener Volks- und Alltagskultur gegen den Strich der Klischees erlebt und angeeignet werden kann.
Eine andere Initiative, die nicht nur formell in die Kompetenz Ehalts fällt, sondern ihm ein Herzensanliegen ist, ist die Einladung hochrangiger Stadtforscher als Gastprofessoren, um bestimmte
Schwerpunktfragen zu behandeln und die österreichischen Kulturwissenschaften in ein internationales Netzwerk einzubauen. Diese Aufzählung von Ehalts Aktivitäten ist demonstrativ, aber nicht taxativ;
zu zahlreich sind diese Initiativen und Förderungen, um in dieser kurzen Beschreibung seiner Arbeit als einer Schaltstelle und Weichenstellung des intellektuellen Lebens Platz finden zu können.
Ehalt ist aber keineswegs nur ein rühriger Wissenschaftsagent und bemühter Mittler in der Welt des Geistes, er bringt sich selbst in höchst produktiver und vielseitiger Weise in das geistige Leben
ein und befruchtet es mit originellen Beiträgen. Das akademische Leben ist ihm nicht nur von seinen Tagen als Universitätsassistent am Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität
Wien her vertraut, Er war und ist an verschiedenen Fakultäten der Universität Wien und an anderen Universitäten Österreichs als Gastprofessor und Lehrbeauftragter tätig.
Seine Vortragstätigkeit, durch die er auch in die Wiener Volksbildung hineinwirkt, zeichnet sich nicht nur durch Quantität, sondern auch durch die Qualität und Vielgestaltigkeit der Themen aus. Auch
seine umfangreiche Publikationsliste sticht durch die Buntheit der angebotenen Themen hervor, unter denen sich jedoch deutliche Schwerpunkte im Bereich der Kultur- und Mentalitätsgeschichte
abzeichnen. Sie bewahren nicht nur stets Format, sondern zeichnen sich durch eine Linie der Gedankenführung und Gedankenentwicklung aus.
Die "Geschichte von unten", die Alltagsgeschichte, ist ihm ebenso ein Anliegen wie die Erforschung der Kulturgeschichte, zu der auch Einrichtungen wie die von ihm monographisch behandelten "Wiener
Beisln" gehören. Ehalt ist aber nicht nur ein Mann des gesprochenen und geschriebenen Wortes, sondern hat auch ein beachtliches Ouevre im Bereich der bildenden Kunst als Maler und Graphiker
aufzuweisen, eine Kombination von Fähigkeiten, die selten ist und keine bloße Talentprobe darstellt.
So hat er anläßlich des 125-jährigen Bestehens der jetzigen Universität für Bodenkultur im Rahmen einer Ausstellung über die Wasserwelt seine einschlägigen Bilder und Zeichnungen zur Schau gestellt,
ist aber auch in anderen Ausstellungen, u.a. des Kunsthistorischen Museums Wien und in eigenen Ausstellungen hervorgetreten.
Angesichts all dieser Aktivitäten und weit gestreuten Tätigkeiten darf man vermuten, daß Ehalt ein workoholic, ein lebendiger Geist vor und hinter den Kulissen des Kulturbetriebes ist, dem man aber
auch bestätigen kann, den Freuden des Lebens nicht abgeneigt zu sein. Ehalt tritt proteusartig in den verschiedensten Funktionen und Gestalten hervor, häufiger aber zurück, um den von ihm
Herbeigerufenen den Vortritt zu lassen.
Doch anläßlich seines Geburtstages soll daran erinnert werden, daß er hinter so und so vielen Veranstaltungen steht und die Patenschaft über viele Äußerungen des Geistes übernommen hat. Als
schöpferischem Menschen ist ihm die Förderung fremder und doch verwandter schöpferischer Kräfte eine Ermutigung, die auf die Geförderten zurückfällt und übergeht und solcherart beweist, daß sich die
Geister verschiedener Herkunft und Prägung vereinigen können, ohne einander im Wege zu stehen; ist es doch ein Geist, der in vielen von uns verschiedene Früchte trägt.