Bildungsexpertin Koenne hofft auf mehr Engagement der Unis für Didaktik.
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Wien. Die neue Lehrerausbildung ist auf dem Weg. Jetzt müssen die Pädagogischen Hochschulen und die Universitäten ihre Curricula und Professoren darauf vorbereiten. Die Universitäten Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt haben bereits Schools of Education gebildet. Jetzt installiert die Universität Wien - die größte Einrichtung des Landes für Lehrerbildung - ein "Zentrum für LehrerInnenbildung". Lutz Helmut Schön, Professor für Didaktik der Physik, leitet dieses Zentrum, das zentrale Stelle in allen Fragen der Lehrerausbildung sein wird. Das Zentrum in der Porzellangasse in Wien Alsergrund wird kommende Woche eröffnet.
Aufgabe von Schön werde sein, eine lokale Heimat für Pädagogen aufzubauen, sagt Bildungsexpertin Christa Koenne im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Sie war auch in der Vorbereitungsgruppe zur Umsetzung der neuen Lehrerausbildung. Koenne hofft, dass an den Universitäten künftig Pädagogen ausgebildet werden, die den Kindern - vor allem in der Sekundarstufe I - Allgemeinbildung vermitteln können. Die meisten Menschen müssten nämlich mit dem bis zum 15. Lebensjahr Gelernten auskommen. Aber was macht einen guten Pädagogen aus? "Erstens muss er für die Kinder Erfolgserlebnisse organisieren, denn Erfolg ist der einzige Motivator. Zweitens muss er einen professionellen Optimismus haben - tief verwurzelte Verbesserungsvorstellungen von der Welt", sagt Koenne.
Die Unis hätten bisher keinen Wert auf Didaktik gelegt, sondern hauptsächlich ihr Fach vermittelt. Das müsse sich ändern, sagt
Koenne. Fach und Fachdidaktik dürften nicht getrennt werden. Das zu verhindern, sei eine Aufgabe für Schön. "Ziel der neuen Lehrerausbildung ist, dass Pädagogen die Verantwortung für das Ganze übernehmen - nicht nur für ihr Fach", sagt Koenne. Expertenwissen sei mittlerweile extrem detailliert. "Bildung ist eine Gegenbewegung zur Ausdifferenzierung in den Wissenschaften."
Ein Pool für Experten und Ansprechpersonen
Die Schaffung einer Profession sieht Koenne als wesentliche Aufgabe des "Zentrums für LehrerInnenbildung". Es sei ganz wichtig, dass sich die Lehrer als Profession begreifen - wie das auch Anwälte tun. Damit hätte man außerhalb der Gewerkschaft Experten als Ansprechpartner in bildungspolitischen Belangen. So wäre es besser gewesen, Mindeststandards bei den Bildungsstandards einzuführen - die meisten Lehrer würden das auch bevorzugen. Aber die Gewerkschaft sei dagegen gewesen. Das Fehlen der Profession verhindere raschere bildungspolitische Fortschritte. Dieses Selbstverständnis als Profession ermögliche den Lehrern auch einen professionellen Umgang mit Klagen von Eltern gegen Lehrer. Und diese Klagen werden sich häufen, sagt die frühere AHS-Direktorin. "Schließlich waren die heutigen Eltern unsere Schüler - wir haben sie aufmüpfig gemacht."