"Wien wird bald nicht mehr am Rande Europas, sondern im Herzen Europas liegen", so umschrieb die Wiener Stadtschulratspräsidentin, Susanne Brandsteidl, im Rahmen einer Veranstaltung des CERNET-Projektes letzte Woche die bevorstehende Osterweiterung. Zu dieser Entwicklung würde die European High School einen großen Beitrag leisten. Auch Erhard Busek, Regierungsbeauftragter für EU-Erweiterungsfragen, betonte, dass Ängste abgebaut werden müssen und dass gerade die Bildungspolitik dazu beitragen könne.
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"Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es kein Europa gegeben", so Busek. "Der Eiserne Vorhang hat dazu geführt, dass wir unsere Nachbarn nicht mehr kennen". Viele Wiener seien der Meinung, in den Osten zu fahren, wenn sie nach Prag fahren. Streng geographisch betrachtet liegt die Stadt aber im Nordwesten von Wien. Ähnlich sei es mit den subjektiv empfundenen Entfernungen nach Brünn, verglichen etwa mit Salzburg.
Busek rief auch dazu auf, den kulturellen und intellektuellen Austausch zu verstärken: "Europa wird meist nur ökonomisch gesehen. Wir haben aber alle auch gemeinsame Interessen und ein gemeinsames Denken." Gerade in diese Richtung zielen diverse bildungspolitische Integrationsprogramme wie CERNET.
Dieses "Central European Regional Network for Education Transfer" ist ein Projekt des Europabüros des Stadtschulrates für Wien unter der Leitung von Franz Schimek. "Die Ziele dieses Bildungstransfers sind: Information, Kooperation und Innovation" zwischen Österreich und den drei Partnerstaaten (Tschechien, Slowakei und Ungarn), so Schimek.
European High School ab Herbst am Henriettenplatz
Besonders die Europaschulen - in Wien sind das die Volksschule (EPS), die es ab Herbst gibt, die Mittelschule (EMS, die "Wiener Zeitung" berichtete), und die Höhere Schule (EHS) - "verändern die Einstellung" der Schüler zu gewissen Problemen, Ländern und Menschen, so Schimek weiter.
An vier Standorten, in jeweils unterschiedlichen regionalen Ausformungen, wird die European High School (EHS) ab Herbst ihren Betrieb aufnehmen: In Wien, in Brünn, in Györ und in Bratislava.
Eine Besonderheit dieser Schulform ist einerseits das Angebot an Sprachen: Tschechisch, Slowakisch und Ungarisch können neben anderen lebenden Fremdsprachen wie Französisch, Italienisch oder Englisch gelernt werden.
Zweitens bietet die EHS das Fach "European Studies" an, in welchem über Sitten, Feste, Geschichte und Politik in anderen Ländern und über die EU gesprochen wird. "Die Lehrinhalte wurden von den vier Standorten gemeinsam festgelegt. Es wird auch ein eigenes Lehrbuch erscheinen", erläuterte der Direktor des BRG XV, Friedrich Weinhofer.
Das Fach "European Studies" kann auch als Maturagegenstand gewählt werden. "Unser Ziel ist es", so der Direktor weiter, "eine europäische Matura zu schaffen".
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Nähere Informationen zur EHS: BRG/BORG Henriettenplatz 6, 1150 Wien, 01/893 67 43, brgorg15@asn.netway.at .
Ein Bericht über die erste Stufe der Europaschulen, die EPS, folgt in den nächsten Wochen.