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"Equal Pay Day" am 13. April zeigt Einkommensunterschiede auf. | Frauen müssen finanzielle Ungleichbehandlungen beweisen können. | Wien. "Ich verstehe nicht, warum die Arbeit am Kind schlechter bezahlt wird als Arbeit am Auto", sagt die Präsidentin des Frauennetzwerks "Business and Professional Women Austria" (BPW), Michaela Muschitz.
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Wie Statistik-Austria-Zahlen von 2009 belegen, müssten Frauen in Österreich um 70 Tage länger arbeiten, damit sie auf das gleiche Jahresgehalt wie ihre männlichen Kollegen kommen. Selbst innerhalb des selben Berufs und bei selber Ausbildung beträgt der Lohnunterschied zwischen Vollzeitbeschäftigten rund 27 Prozent.
Um auf diese Einkommensunterschiede aufmerksam zu machen, hat das Frauennetzwerk BPW in Österreich den 13. April - den 70. Werktag dieses Jahres - zum "Equal Pay Day" erklärt. Er findet heuer zum zweiten Mal statt, die Forderung ist jedoch dieselbe geblieben: eine Offenlegung der Gehälter in Betrieben, etwa nach skandinavischem oder US-Vorbild.
Verhandlungsgeschick
"Es bleibt dem Verhandlungsgeschick der Frauen überlassen, wie viel sie verdienen", kritisiert Muschitz. Dass sie dabei die schlechteren Karten als der Kollege in der Hand haben, liege meist an deren zu bescheidener Haltung. "Viele Frauen sind schon froh, dass sie einen Job haben", so die Frauennetzwerkerin. Dass der Gehaltszettel der Männer eine höhere Summe anzeigt, wissen sie nicht: "Über Geld spricht man nicht", lautet schließlich die österreichische Platitüde.
Selbst wenn die Einkommensunterschiede ans Tageslicht kommen, haben Frauen laut Muschitz meist "den Schwarzen Peter in der Hand". Gemäß dem Gleichbehandlungsgesetz müsse nämlich die Frau beweisen, dass sie finanziell benachteiligt wurde. Das sei in einem Land, in dem weder offen zugängliche Gehaltslisten noch Jobbeschreibungen existieren, ein aussichtsloses Unterfangen.
Kein Statussymbol
"Wie Gleichberechtigung in Österreich gelebt wird, ist erschreckend", empfindet auch Martina Bauer, Consulterin bei der Volksbanken AG. In Veranstaltungen zum Thema "Frauen und Geld" versucht die Bankerin, das Selbstbewusstsein der Frauen beim Umgang mit Geld zu stärken.
"Frauen sehen Geld nicht wie Männer als Statussymbol, sondern als Mittel zum Zweck." Deshalb würden sie sich weniger gut verkaufen und schlechter verhandeln. Die Hoffnung, dass Betriebe freiwillig - quasi als Werbefaktor - Gehaltslisten offenlegen, haben die Gleichbehandlungs-Verfechterinnen aufgegeben. Bauer: "Offensichtlich ist das Image weniger wichtig als die Möglichkeit, Kosten durch billigere Gehälter einzusparen." Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek kündigte zu Jahresbeginn an, "die Einkommenstrans parenz in Betrieben noch im ersten Quartal, spätestens aber bis Jahresmitte 2010 im Gleichbehandlungsgesetz festzuschreiben."