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Den Sport zu lieben, heißt nicht, Olympia zu wollen

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
© Thomas Seifert

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Der Zeitpunkt für die Ankündigung hätte passender nicht sein können: 50.000 Zuschauer, ein rot-weiß-rotes Fahnenmeer, die größte Skiparty im Weltcup - und dann die Verkündigung der Bürgermeister von Schladming, dem Ort des Geschehens, und Graz, man erwäge eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2026. Wer könnte angesichts einer solchen Begeisterung für den Skisport, die freilich im Rennen mit den Schneeballwürfen bei Henrik Kristoffersens Fahrt auch ihre chauvinistische Seite offenbarte, da schon dagegen sein? Doch so einfach, wie sich die ÖVP-Stadtoberen, Siegfried Nagl für Graz und Jürgen Winter für Schladming, das vorgestellt haben, ist es nicht. Denn den Sport zu lieben, heißt noch nicht zwangsweise, Olympia auch haben zu wollen. Die hohen Kosten der Vergangenheit haben in vielerorts zu einer Abwehrhaltung geführt; in München, Graubünden, Oslo und zuletzt zum dritten Mal in Tirol hat sich die Bevölkerung gegen eine Kandidatur ausgesprochen. Die Botschaft, wonach beim Internationalen Olympischen Komitee ein Umdenken eingesetzt habe, man künftig auf Gigantismus verzichten wolle, hört man wohl, allein, es fehlt der Glaube - angesichts schwammiger Formulierungen im vermeintlichen Reformpapier Agenda 2020 und nach den Erfahrungen der bisherigen Spiele, bei denen ausnahmslos das Budget überschritten wurde, wohl nicht ganz zu Unrecht. Dass die Gemeinden eine Einbeziehung der Bevölkerung gar nicht erst vorsehen, verstärkt die Skepsis. Vorerst war die Absichtserklärung der Lokalpolitik ein gelungener Coup. Doch wenn der Schladming- und Marcel-Hirscher-Siegesrausch erst einmal vorbei ist, könnte der Kater noch folgen.