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Die besten Veranlagungen sind die schlechten Veranlagungen, die man nicht macht - theoretisch. In der Praxis ist dieser Leitspruch nicht ganz einfach umzusetzen. "Viele Anleger wissen nicht, was sie wollen, sie haben kein Fachwissen und lassen sich von Hochglanzprospekten verführen", sagte Anlegerschützer Wilhelm Rasinger Montagabend bei einer Podiumsdiskussion in der Wiener Börse zum Thema Anlegerschutz.
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Die Enttäuschung ist dann groß, wenn der erhoffte Geldregen ausbleibt. Ein weiteres klassisches Problem: Manche Anleger, selbst solche, "denen man es gar nicht zugetraut hat", müsse man vor ihrer eigenen Gier schützen, meinte Rasinger, der den Vorsitz im Interessenverband für Anleger (IVA) innehat. Schön langsam komme aber die Anlegerschaft, die mit dem traditionellen Sparbuch aufgewachsen ist, darauf, dass es auch so etwas wie Risiko gibt. Max Reuter, Geldanlageexperte im Verein für Konsumenteninformation (VKI) fügte hinzu: "Alle wollen Produkte, die so sicher sind wie ein Sparbuch, aber möglichst viel Rendite bringen sollen." Reuter ortet aber auch Schwachstellen bei den Beratungsgesprächen. In den 90er Jahren seien hierzulande Investmentfonds in großem Stil verkauft worden, ohne die Anleger über die Charakteristika dieser Finanzproukte aufzuklären. "Wenn dann Verluste auftreten, kommen die Leute zu uns und beschweren sich", so Reuter. Man könne diese Produkte nicht einfach "wie Semmeln über den Ladentisch" verkaufen.
Dass derzeit viel Werbung für Immobilieninvestments gemacht wird, findet Rasinger bedenklich. Er sieht in Immobilien kein Allheilmittel für alle Veranlagungsprobleme und warnt vor einer "Immobilien-Blase". Die Immobilie lebe von der Wertsteigerung. Das gehe so lange gut, solange alle daran glaubten, so der Anlegerschützer. In der Vergangenheit hätten aber Immobilienveranlagungen immer wieder schmerzliche Verluste eingefahren. Anleger sollten sich daher nicht blenden lassen und alles auf eine einzige Karte setzen. Auch Reuter rät zur Vorsicht: "Es heißt, Grund und Boden sind immer sicher. Das sind starke psychologische Argumente, mit denen geworben wird."