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Am gleichen Tag, als Spaniens Justiz ein Verfahren gegen Cristiano Ronaldo wegen Steuerhinterziehung einleitete, stand fest, dass ab 2018 die Champions League nur noch im Bezahlfernsehen ausgestrahlt werden wird. Portugals Superstar gilt mit 84 Millionen Euro als der bestbezahlte Sportler. Zwischen 2011 und 2014 soll er 14,7 Millionen Euro Steuern am spanischen Fiskus vorbeigeschleust haben. Der europäische Fußballverband Uefa wiederum gilt als Krösus unter den Sportverbänden mit der Champions League als Goldesel. Laut Experten zahlt der Privatsender Sky für drei Saisonen mehrere hundert Millionen Euro; zuvor cashte die Uefa für den englischen Markt 1,38 Milliarden Euro ab. Zwischen den beiden Meldungen besteht eine direkte Verbindung: Fußball ist dank der Verwertungsrechte zum Milliarden-Geschäft geworden, in dem mit Wahnsinnssummen um sich geworfen wird: bis zu 100 Millionen Euro Ablöse für die Besten der Besten, dutzende Millionen für 18-jährige Talente. Von "verdienen" im eigentlichen Sinn des Wortes kann da keine Rede mehr sein. Keine Leistung rechtfertigt solche Summen.
Das alles wäre nur halb so schlimm, wenn nicht das Geld einfacher Steuerzahler die Grundlagen schaffen würde. In jedem Dorf, in jedem Grätzl findet sich ein Fußballplatz. In Österreich allein rennen 190.000 Kinder und Jugendliche in 2300 Vereinen allwöchentlich ihrer Leidenschaft, dem Ball, hinterher. Bezahlen tun dies Eltern und Gemeinden mithilfe lokaler Unterstützer.
Ohne diese Basisarbeit gäbe es keinen Profisport, keinen Ronaldo, keinen Messi, keinen Ibrahimovic und keine Millionen zum Verteilen.
Nicht einmal seine eigenen Anliegen zahlt der Profi-Zirkus selbst: Für Infrastruktur und Sicherheit fließen Millionen-Beträge. Und da sind die Sponsorgelder mit öffentlichen und halböffentlichen Unternehmen nicht eingerechnet.
Wenn die Uefa und die Spitzenvereine so weitermachen, wird der Konsens, dass der Fußball ein gesamtgesellschaftliches Anliegen ist, zerbrechen. Der Verkauf der Champions League ans Bezahlfernsehen ist ein großer Schritt in diese Richtung. Darüber sollten die Verantwortlichen in Politik und Sport ernsthaft reden. Die eingesparten Millionen wären für den Ausbau der Sportinfrastruktur für Hobbysportler gut investiert. Sogar Deppen zahlen eine Deppensteuer höchst ungern, von allen anderen nicht zu reden. Fußball im Pay-TV ist da nah dran.