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Der Einladung von Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi in den Quirinalspalast zur Feier des 60. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus waren die Spitzen der Mitte-Rechts-Regierung am Montag noch - wenn auch mit wenig Begeisterung - gefolgt. Bei der zentralen Feier am Nachmittag in Mailand aber glänzten Berlusconi & Co durch Abwesenheit.
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Seit Wochen hatte man Stimmen aus dem Regierungslager gehört, die der Opposition vorwarfen, die Gedenkfeiern für sich zu instrumentalisieren. Aus alt- und postfaschistischen Kreisen war auch immer wieder die Forderung laut geworden, auch der Toten der faschistischen Republik von Salo zu gedenken.
Altpräsident Oscar Luigi Scalfaro und der Vizepräsident des Obersten Richterrates Virginio Rognoni, die früher beide der Christdemokratischen Partei angehört hatten, sagten bei den Feiern in Mailand und Florenz, dass man sich zwar auch vor den Toten verneige, die auf der falschen Seite gekämpft haben, dass es aber unzulässig sei, die Männer der Republik von Salo mit den Widerstandskämpfern auf eine Stufe zu stellen. Staatspräsident Ciampi, der in Mailand während seiner Rede immer wieder durch stürmischen Applaus unterbrochen wurde, mahnte die Einheit des Landes ein - was der abwesenden Lega Nord nicht besonders schmeckt - und würdigte vor 100.000 Anwesenden in der norditalienischen Metropole den Widerstand, der in der italienischen Verfassung weiterlebe. In der Stadt Varese, wo der dortige Bürgermeister Aldo Fumagalli (Lega Nord) die jüngst eingeleitete Verfassungsänderung lobte, verließen die Vertreter des Widerstands die Veranstaltung.
Tremonti will Italiens
Strände privatisieren
Der wieder zu Regierungsehren aufgestiegene italienische Vizepremier Giulio Tremonti hat in einem TV-Interview vorgeschlagen, die italienischen Strände zu privatisieren und mit dem damit lukrierten Geld den Tourismus im Süden des Landes zu fördern. Von der Opposition wurde ihm prompt vorgeworfen, den Süden zu verschleudern und jeden Trick auszunutzen, um das Defizit einzudämmen. Aber selbst in den Reihen seiner eigenen Partei erntete der Forza Italia-Politiker für seinen Vorschlag Hohn. "Endlich hat er durch öffentliche Versteigerung die Probleme des Südens gelöst. Die Väter des italienischen Meridionalismus können in Frieden ruhen" meinte Innenminister Giuseppe Pisanu ironisch. Noch härtere Bandagen kommen vom Koalitionspartner Alleanza Nationale. Publio Fiore, Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, in dem Berlusconi gestern Abend seine neue Regierung samt 50 Staatssekretären präsentierte, meinte: "Wenn Tremonti auf diesem Weg weitergehen will, soll er es gleich sagen, denn das bedeutet, dass die Tage dieser Regierung gezählt sind. Tremonti schlägt vor, die Strände an Private zu vergeben. Wir könnten auch beginnen, die Alpen zu verkaufen. Wir sind sicher nicht mit dabei, wenn die Konten des Landes dadurch in Ordnung gebracht werden sollen, indem man es verkauft."
Heute ist die Vertrauensabstimmung über die neue Regierung in der Abgeordnetenkammer geplant. Im Senat findet das Vertrauensvotum morgen statt.