Wasser auf die Mühlen der um einen Wahlerfolg ringenden Opposition: Die Universität Wien, zuletzt auf Platz 85 im Ranking der Universitäten in aller Welt, das die Shanghai Jiao Tong University jährlich erstellt, liegt 2006 nur mehr in der Gruppe zwischen Rang 151 und 200. Andere heimische Unis liegen noch weit dahinter. Auch in einer eigenen Europa-Auswertung ist man weit von der Spitze entfernt. Ist das nicht nach den Resultaten der Pisa-Studie ein weiterer Beweis dafür, dass unser Bildungssystem nur noch Mittelmaß produziert und schleunigst reformiert gehört?
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Der "Absturz" der Uni Wien ist schnell erklärt. Wesentliche Indikatoren beim Ranking sind neben der Größe der Institution die Zahlen der Nobelpreisträger und der häufig zitierten Forscher, die eine Uni hervorgebracht hat. Durch die Ausgliederung der Medizin-Uni (der etwa Konrad Lorenz zugeordnet wurde) hat die Uni Wien hier viele Pluspunkte verloren, die aber die kleinere Medizin-Uni auch nicht höher als in die Gruppe zwischen Rang 201 und 300 brachten.
Betrachtet man ferner die Rahmenbedingungen, so erinnert das Ranking an einen Vergleich von Äpfeln und Birnen. Was die finanziellen Mittel und die Möglichkeiten zur Auswahl der Studierenden anlangt, gibt es zwischen den Spitzenuniversitäten und Österreichs Hochschulen gewaltige Unterschiede.
Ein Vergleich aus dem Sport: Wenn ich in ein von der Sportartikelbranche gut gesponsertes Trainingslager nur Leute aufnehme, die sich einem harten Auswahlverfahren stellen mussten, wird das dort ausgebildete Team mit großer Wahrscheinlichkeit besser sein als eine über schlechtere Trainingsbedingungen verfügende bunt zusammen gewürfelte Mannschaft, der sich jeder anschließen konnte - auch wenn es darin hervorragende Einzelsportler geben mag.
Warum Österreichs Schulen und Universitäten tatsächlich nur Mittelmaß erreichen, hängt damit zusammen, dass der Zugang zu Bildung und Wissenschaft hierzulande mehr als kostenloses Allgemeingut und weniger als Verpflichtung zu Anstrengung angesehen wird. Leistung wird weniger den Lernenden, sondern vor allem den Lehrenden abverlangt. Und da man Lehrerleistungen kaum anerkennt, werden sie zu selten - zum Glück aber noch immer relativ oft - über das absolut erforderliche Maß hinaus erbracht.
Eine andere Bildungspolitik zu fordern ist legitim. Gute Reformen sind nötig, um das Mittelmaß zu überwinden. Die Vorschläge der Opposition zielen aber eher auf die Quantität der Bildungsabschlüsse statt auf eine Qualität, wie sie für größere Erfolge in internationalen Vergleichsstudien erforderlich wäre. Nur wenige Experte erwarten, dass ein rascher Umstieg auf ein Gesamtschulsystem oder die Abschaffung des Durchfallens, wie das die SPÖ fordert, bessere Pisa-Resultate auslöst. Oder dass eine Vermehrung der Studierenden, wie sie die Grünen propagieren, einen Höhenflug in Uni-Rankings herbeiführt. Siehe Seite 5