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Der Absturz von Wirtschaft und Arbeit

Von Walter Hämmerle

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Die Konjunktur boomt, die Arbeitslosigkeit sinkt - und prompt spielen Wirtschaft und Arbeit keine Rolle mehr. | Vorneweg die gute Nachricht zur Weihnachtszeit: Den Österreichern sind Familie und Partnerschaft der wichtigste Wert. Daran hat sich - das zeigt eine GfK-Langzeit-Studie, die der "Wiener Zeitung" exklusiv vorliegt - in den vergangenen 20 Jahren nichts geändert.


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Entsprechend dem Trend, demzufolge ewige Gelübde von immer kürzerer Dauer sind, bildet ein stabiler Freundeskreis für immer mehr eine wichtige soziale Verankerung. Seit 1987 hat sich der Anteil jener, die Freundschaften für ihr Leben als "sehr wichtig" einstufen, fast verdoppelt - von 34 auf 61 Prozent.

Interessant ist, dass der Wert der Familie mit abnehmender Bildung und sozialer Klasse abnimmt: In der untersten Schicht antworten nur noch 75 Prozent mit "sehr wichtig", während es im Durchschnitt 86 Prozent sind. Bemerkenswert auch der Gender-Gap: Frauen weisen der Familie durchgehend eine höhere Bedeutung zu als Männer, nur im hohen Alter (ab 70) kehrt sich dieses Verhältnis um.

Rätselhaft mutet der Absturz des Bereichs Gesundheit angesichts des allgegenwärtigen Booms der entsprechenden Themen in den Medien an. Von 84 Prozent im Jahr 2002 sank dieser Wert auf 62 Prozent 2007. GfK-Geschäftsführer Rudolf Bretschneider vermutet dahinter die "vielfach verwirrenden und zum Teil sogar widersprüchlichen Empfehlungen" der diversen Gesundheitsratgeber.

Noch extremer, wenngleich von einem deutlich niedrigeren Niveau aus, fällt der Absturz des Themas Wirtschaft aus. Nur noch zehn Prozent bezeichnen diese als "sehr wichtig", 2002 gaben das noch 27 Prozent zur Antwort. Bretschneider sieht hier einen Zusammenhang zum Konjunkturboom und zum Sinken der Arbeitslosigkeit: "In guten Zeiten sinkt der Stellenwert der Wirtschaft für den Einzelnen, die ökonomischen Sorgen und Probleme rücken in den Hintergrund."

Dramatisch sinkt auch der Stellenwert von Beruf und Arbeit: Von 54 Prozent im Jahr 2002 fiel dieser Wert auf 31 Prozent. Hier dürfte zum einen - analog zum Thema Wirtschaft - ebenfalls die seit Jahren blühende Hochkonjunktur eine Rolle spielen. Andererseits besteht wohl auch eine Wechselbeziehung zum Bereich Freizeit/Urlaub. Letzterer hat in den vergangenen 20 Jahren für die Österreicher kontinuierlich an Bedeutung zugenommen.

Beschämend für die Männer ist deren niedriges Interesse an einer Gleichstellung der Frauen. Dieses ist in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen am größten. Interessanterweise liegt dieser Wert bei den ganz jungen und bei den älteren Frauen mit mehr als 50 Prozent am höchsten. Dazwischen sinkt der Stellenwert der Gleichberechtigung auf bis 39 Prozent.

Für 15- bis 19-jährige Frauen haben sexuelle Freiheiten einen höheren Stellenwert als für Männer desselben Alters (69 zu 59 Prozent). In der Altersklasse der 20- bis 29-Jährigen dreht sich dieses Verhältnis jedoch wieder um.