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Der Albtraum aller Eltern

Von Ina Weber

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Sie ist schön. Sie ist jung. Sie ist weg. Alexandra Walch kommt nach einer Party einen Tag vor ihrem 17. Geburtstag nicht mehr nach Hause. Die Eltern sind verzweifelt. Die Geschwister hilflos. Die Vermissten-Anzeige mit dem Foto des schönen Mädchens ist überall zu sehen. In den Zeitungen, im Fernsehen, in der U-Bahn-Station auf Infoscreen. Der Aufruf richtet sich an die gesamte österreichische Bevölkerung. Bitte helft uns, unsere Tochter wiederzufinden. Diejenigen, die aufgrund der Anzeige kurz beunruhigt waren, wurden schnell wieder befriedet. Denn der Fall Alexandra Walch ist nicht Realität, die Vermissten-Anzeige bloße Werbung für den ORF-Sat1-Thriller "Vermisst - Alexandra Walch, 17", der Aufruf auch schon wieder obsolet. Denn die Jugendliche wurde im zweiten Teil tot aufgefunden. Verscharrt in einem Waldloch.


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Abgesehen von der übertrieben vielen Werbung für den Film, über die man streiten kann - das Spiel mit der Authentizität rührte doch ein wenig zu sehr am respektvollen Umgang der Werbemacher mit den tatsächlichen Opfern in einem solchen Kriminalfall -, wurde der Thriller von Andreas Prochaska (Co-Autorin: Agnes Pluch) perfekt inszeniert. Für Spannung sorgten Schnitt, Kamera und Ton. Kameramann David Slama heftete sich an die Fersen der Darstellenden. Der Zuseher bewahrt dadurch eine spannende aber unaufdringliche Distanz. Thomas Szabolcs ("Hasenjagd", Andreas Gruber) lieferte Töne, die unter die Haut gingen. Ann-Kathrin Kramer und Richy Müller spielten authentisch die Eltern des von der eigenen Cousine im Affekt getöteten Mädchens. Der Film schafft es die Beklemmung einzufangen, der Rest passiert in den Köpfen der Eltern. Wie lebt man als Familie nach so einem Schicksal weiter?