Forscher raten den Eltern, auf die "Schlafhygiene" zu achten.
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Wien/London. Die meisten Kinder erleben während der zweiten Nachthälfte ab und zu einen Albtraum. Das Kind schreckt verängstigt aus dem Bett hoch und kann nur schwer wieder einschlafen. Zwei- bis Vierjährige sind besonders anfällig dafür. Mit dem Älterwerden nehmen die Albträume für gewöhnlich nach und nach ab. Ursachen können traumatische Erlebnisse sein, unverarbeitete Geschehnisse des Tages oder auch Stress. Wiederkehrend stellen Albträume eine Belastung für den Körper dar. Sie verringern auch die Erholung, die der Schlaf bringen sollte.
Warnsignal des Körpers
Vermehrte Albträume können aber ebenso eine Art Warnsignal des Körpers sein, wie jetzt Forscher der University of Warwick herausgefunden haben. Denn einer Studie zufolge leiden Kinder und Jugendliche im späteren Alter häufiger an psychotischen Erkrankungen, wenn sie massiv von Albträumen geplagt waren.
Ein Vorbote einer Psychose kann, den Forschern um Helen L. Fisher vom King´s College London zufolge, auch der sogenannte Nachtschreck (Pavor nocturnus) sein, der typischerweise in der ersten Nachthälfte auftritt, wie das Wissenschafterteam im Fachblatt "Sleep" beschreibt. Vorwiegend sind Kinder von dieser Form der Schlafstörung betroffen. Dabei schreckt das Kind meist mit einem Schrei aus dem Tiefschlaf hoch und ist oft minutenlang nicht ansprechbar. In der Früh kann es sich nicht oder nur teilweise an den Vorfall erinnern.
Ihre Schlussfolgerungen zogen die Wissenschafter anhand von Daten einer britischen Langzeitstudie. Der Schlaf von knapp 6800 Kindern wurde dabei über Jahre hinweg begleitet. Im Alter von zwölf Jahren wurden sie ausführlich befragt, um festzustellen, ob sie bereits psychotische Erfahrungen gemacht haben.
Vermehrte Albträume über die gesamte Zeit hinweg erhöhten den Daten zufolge das Risiko für Psychosen um das Dreieinhalbfache. Nachtschreck verdoppelte dieses Risiko. Schlaflosigkeit hingegen beeinflusst dieses, laut den Forschern nicht.
"Wir wollen die Eltern mit diesen Neuigkeiten nicht beunruhigen, denn drei von vier Kindern erleben Albträume in jungen Jahren", betont Studienautor Dieter Wolke. Sind diese jedoch anhaltend und werden über die Jahre hinweg nicht weniger, dann "kann dies ein Indikator für mögliche spätere Störungen sein".
Eine frühzeitige Intervention könnte hilfreich sein, Kinder vor psychischen Erkrankungen zu bewahren, betont Lucie Russell von der Organisation YoungMinds.
Die Experten raten dazu, Schlafprobleme bei Kindern ernst zu nehmen. Wie sich das Traumverhalten effektiv beeinflussen lässt, weiß man allerdings nicht so genau.
Helen Fisher hebt auf jeden Fall die Wichtigkeit der Schlafhygiene hervor. So sollte auf die Räumlichkeiten geachtet werden, in den denen das Kind zu Bett geht. Einen Einflussfaktor sieht sie auch in der Ernährung. "Zuckerhaltige Getränke unmittelbar vor dem Schlafengehen sind zum Beispiel nicht schlafförderlich." Auch empfiehlt die Expertin, mögliche störende Reize wie Fernseher, Videospiele oder Ähnliches aus dem Schlafzimmer zu verbannen. "Das ist die beste Veränderung, die man vornehmen kann", so Fisher.