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Vor 3.700 Jahren war’s, ein paar Jahre plus/minus, da kam ein Kanaaniter, der etwas fundamental Wichtiges schriftlich mitzuteilen hatte, auf eine zugegebenermaßen verschrobene Idee: Was, dachte der gute Mann, wenn man nicht, so wie die ollen Sumerer, mit doofen Keilen schreibt, weil das viel zu kompliziert ist, dieses Abzählen, wie viele Keile wie stehen, da schreibt einer was vom Preis für seine Tochter, aber man verliest sich und glaubt, es ginge um einen Esel, und kauft, weil man noch nie so billig einen Esel erstanden hat; was also, wenn man ganz einfach für jeden Laut ein eigenes Zeichen verwendet? Wäre das nicht weit einfacher? Schon erfand er, um seine Botschaft der Nachwelt überliefern zu können, die Buchstabenschrift.
Und dieses allererste, dieses früheste Zeugnis eines vollständigen Satzes in Buchstabenschrift haben Archäologen nun in Tel Lachisch (Israel) gefunden. Die Mitteilung steht eingeritzt in einen Elfenbeinkamm.
Was nun mag der wackere Kanaaniter mit seinem aus Buchstaben geformten Satz uns nachgeborenen Menschlein mitgeteilt haben?
Eine Anrufung seiner Götter vielleicht? Nein.
Einen Zauberspruch für Gesundheit gar? Auch nicht.
Einen Segen für die Kinder einer Familie? Keineswegs.
Einen weisen Satz eines kanaanitischen Literaturbaalpreisträgers? Nichts davon.
Auf dem Kamm eingeritzt steht: "Möge dieser Kamm die Läuse aus Haar und Bart entfernen."
Wenn das kein Grund war, die Buchstabenschrift zu erfinden . . .