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"Der Alptraum wird enden"

Von Nicolas Tatro/AP

Politik

Tel Aviv · Mehr als 350 amtierende und ehemalige Staatsmänner sowie Würdenträger aus aller Welt haben bei einer Gala in Tel Aviv auf die Notwendigkeit hingewiesen, den Nahost- | Friedensprozeß fortzusetzen. Dabei sagten der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow, der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger und der südafrikanische Erzbischof Desmond | Tutu Montag abend, daß es zwischen Israel und den Palästinensern zu einer dauerhaften Regelung kommen müsse. Alle drei Staatsmänner waren in der Vergangenheit für ihr Wirken mit dem | Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.


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Tutu sagte bei der vom Peres-Zentrum für Frieden des ehemaligen israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres organisierten Gala voraus, daß der "Alptraum enden wird". Gorbatschow betonte,

trotz des gegenwärtigen Stillstands im Friedensprozeß sei Gewalt keine Antwort. Und Kissinger sagte, am Ende der Verhandlungen müsse es einen unabhängigen palästinensischen Staat geben. Unter den

Gästen im neugebauten Center der Darstellenden Künste befanden sich auch mehr als 150 Vertreter arabischer Staaten.

Der ägyptische Außenminister Amr Mussa fragte rhetorisch an die Adresse der israelischen Regierung: "Warum braucht Ihr so lange?" Das Vorgehen von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu

bezeichnete Mussa als "Politik der Verzögerung". Daß Netanyahu die Umsetzung des am 23. Oktober vereinbarten Abkommens von Wye ausgesetzt habe, führe zu einem Vertrauensverlust und diskreditiere die

Partner der Vereinbarung. Der Präsident des palästinensischen Parlaments, Ahmed Korei, betonte das Verlangen seines Volkes, bis zum 4. Mai dieses Jahres über einen eigenen Staat zu verfügen.

An diesem Tag läuft die in den Osloer Verträgen vereinbarte Frist für einen endgültigen Friedensvertrag zwischen Israel und den Palästinensern aus. Allerdings hat Israel den palästinensischen

Präsidenten Yasser Arafat nachdrücklich davor gewarnt, an diesem Tag einseitig einen unabhängigen Staat auszurufen. Für die Umsetzung des Wye-Abkommens, das einen weiteren Rückzug Israels aus dem

Westjordanland vorsieht, verlangt Netanyahu Sicherheitsgarantien von den Palästinensern. Die USA als Vermittler des Vertrages haben indes bereits erklärt, daß Arafat seinen Versprechen nachgekommen

sei.

Der israelische Staatspräsident Ezer Weizman forderte die Regierung seines Landes bei der Gala denn auch auf, das Wye-Abkommen umzusetzen. Der US-Sondergesandte Dennis Ross verlas eine Grußbotschaft

von Präsident Bill Clinton, vermied es aber, zu dem gegenwärtigen Stand der Verhandlungen Stellung zu nehmen.

Als einziges Regierungsmitglied seines Landes nahm der moderate israelische Verteidigungsminister Yitzhak Mordechai an der Gala teil. Netanyahus Berater David Bar-Illan sagte, kein Kabinettsmitglied

sei zu der Veranstaltung eingeladen worden.