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Die Kritik von Athleten an Funktionären hat Tradition, nun hat Dinko Jukic zum Rundumschlag ausgeholt.
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Dinko Jukic hatte nach seinem vierten Platz über 200 Meter Delfin noch genügend Energie, um eine Suada gegen den Schwimmverband, das Funktionärswesen generell und die Sportförderung in Österreich abzulassen. Der Sukkus der Kritik ist ein altbekannter: Der Verband und seine Mitarbeiter haben keine Ahnung, alles sei unprofessionell. Man kennt derartige Wortmeldungen von Athleten aus beinahe allen Sportarten, aus beinahe allen Dekaden. Vom ehemaligen Fußballtrainer Max Merkel ist der Satz überliefert, dass die Mittagspause das Einzige wäre, das im ÖFB funktionieren würde. Das war in den 70er Jahren.

Und auch die Geschichten, mit denen Jukic seine Kritik untermauerte, hat man so oder ähnlich schon früher von anderen Sportlern gehört. Er berichtete von Funktionären, die des Englischen nicht mächtig wären, von chaotischer Organisation bei Wettkämpfen und fehlendem Nachwuchs. Dass der Verband die Staatsmeisterschaften unmittelbar nach dem Ende der olympischen Schwimmbewerbe ansetzte, passt da ganz gut ins Bild. Denn da die Spiele noch bis 12. August laufen, dürfen Österreichs Olympia-Teilnehmer wegen der IOC-Regeln bei den Meisterschaften ihre Sponsoren nicht präsentieren.
Jukic forderte "mehr Professionalität" im Verband und die Integrierung von ehemaligen, verdienten Sportlern in die Administration. "Sie wissen, was die Sportler brauchen und wie man sie unterstützen kann", sagt er. Doch freilich ist es nicht so, dass das nirgendwo passieren würde. Doch selbst Athleten, die früher auf ähnliche Art Kritik übten, denken dann häufig ein wenig anders darüber, wenn sie die Seiten gewechselt haben. Da tritt dann bald Ernüchterung ein. Den Fachverbänden fehlt es an finanziellen Mitteln, sie reichen nicht aus, um die Bedürfnisse aller zu befriedigen. Die Handvoll Top-Athleten mögen zwar die Aushängeschilder der Verbände sein, doch die Wünsche kommen aus allen Ecken und Enden, aus dem Nachwuchs, den Regionen, nicht nur von Spitzensportlern.
Natürlich gibt es immer Verbesserungspotenzial, doch die Grundstruktur wird kaum zu ändern sein. Es ist nachvollziehbar, dass sich Jukic, der Vollprofi, auch hauptamtliche Funktionäre wünscht, doch wer soll sie bezahlen? Viele Verbände haben sich in den vergangenen Jahren professionalisiert, haben Manager eingestellt, die den Verband schupfen, Sport- und Nachwuchskoordinatoren eingesetzt und zeitgemäße Entscheidungsstrukturen beschlossen.
Doch die Elite-Athleten haben meist ganz spezielle Bedürfnisse, und bisweilen hat jeder von ihnen auch unterschiedliche. Und sie haben ausgeprägte Egos, das ist fast eine Grundvoraussetzung für Erfolge. Konflikte sind deshalb programmiert. Jukic wird nicht der letzte Sportler sein, der alles geändert haben will.