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Angolas Langzeitherrscher dos Santos lässt sich wiederwählen.
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Luanda. Angolas Staatspräsident José Eduardo dos Santos hat diese Woche gleich zwei Gründe zu feiern. Am Dienstag wurde er 70 Jahre alt, bei den Parlamentswahlen am Freitag war ihm ein Sieg so gut wie gewiss. Mit stattlichen 33 Amtsjahren ist er die am längsten regierende Herrscherpersönlichkeit Afrikas.
2010 lies er eine umstrittene Verfassungsänderung durchführen, wonach der Präsident des Landes nicht mehr direkt gewählt wird. Stattdessen wird der Vorsitzende jener Partei, die die Mehrheit erhält, automatisch Präsident des Landes. Dies ist ein Ausdruck dafür, dass der Herrschaftsapparat Angolas, zumindest nach außen hin, weniger personen- als parteizentriert ist. Und seit der Unabhängigkeit 1975 ist es dos Santos‘ MPLA, die das Land fest im Griff hält; das tat sie auch schon während des Bürgerkrieges, der mit Unterbrechungen von Beginn der Unabhängigkeit bis 2002 in Angola gewütet hat. Tatsächlich verkauft sich die MPLA den Wählern auch erfolgreich als "Anker der Stabilität".
Dennoch leidet das Land immer mehr darunter, dass der Wirtschaftsaufschwung nur einer sehr kleinen Minderheit zugute kommt, während mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit einem Dollar am Tag auskommen muss. Die Pfründe des Rohstoffbooms - Angola exportiert Öl, Kupfer, Gold und Diamanten - fallen der Parteielite zu, die Jobs im boomenden Bausektor übernehmen hauptsächlich Ausländer, vorwiegend Chinesen.
Insidern zufolge soll sich dos Santos aber mit dem Gedanken tragen, bald die Macht abzugeben, da er für viele ein korruptes, ungerechtes und anachronistisches Regime verkörpert. Über seine Pension braucht er sich keine Sorgen zu machen: Sein Privatvermögen wird auf 24 Milliarden Euro geschätzt.