Zum Hauptinhalt springen

Der Altruist unter den Rappern

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Mittlerweile ist die Popkultur auch an dem Punkt angelangt, dass es weise ältere Herrschaften gibt, die der orientierungslosen Jugend gute Ratschläge geben. Diese Woche hat sich Madonna wohlmeinend gegeben. In einem Interview für das Magazin "Rolling Stone" hat sie sich Gedanken über Kanye West gemacht, und zwar über die Angewohnheit des Rappers, bei Preisverleihungen zu randalieren. West hat nämlich meistens eine andere Meinung als das preisvergebende Gremium und scheut sich auch nicht, das während der Gala zu artikulieren. Man muss West dabei zugutehalten, dass es sich durchwegs um altruistische Interventionen handelt. Also er geht nicht hin, entreißt einem dahergelaufenen Grammy-Gewinner die Trophäe und blafft: "Meins!" Nein, beide Male, in denen Kanye West ausfällig geworden ist, hat er gemeint, dass R’n’B-Sängerin Beyoncé gewinnen hätte sollen. Und nicht Country-Girl Taylor Swift (2009). Oder Rocker Beck (heuer).

Madonna hat also West jetzt geraten: "Geh nicht zu Preisverleihungen und erwarte dir Gerechtigkeit." Gut, kann man sagen, als siebenfache Grammy-Gewinnerin hat Madonna auch leicht reden, wenn sie sagt: "Mir war das nie so wichtig." Und außerdem: "Was soll das bringen, zu sagen, der und der hat den Preis eher verdient. Geh doch einfach hin, um Spaß zu haben."

Dass auch diese Award-Shows nichts anderes als Werbeveranstaltungen sind, hat Madonna wohlweislich nicht erwähnt. Aber sie hat auch diskret verschwiegen, wie viele Grammys Beyoncé ohnehin schon hat: 17. Also zehn mehr als sie.