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"Der Altwarentandler ist dann der Böse"

Von Alexandra Laubner

Politik
Karl Heinz Kremser sieht beim Flohmarkt Handlungsbedarf.
© Laubner

Altwarenhandel-Obmann Kremser schlägt für Flohmarkt am Naschmarkt neues Platzkonzept vor, um illegalen Handel einzudämmen.


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Wien. Müll, Schwarzhändler und Händler, die neue Bronze- und Porzellanfiguren als Antiquitäten verschachern, trüben das Image des Flohmarktes am Naschmarkt. Karl Heinz Kremser, Berufszweigobmann des Altwarenhandels in der Wirtschaftskammer Wien, fordert nicht nur ein neues Outfit für den Flohmarkt, sondern zusätzlich zu den Schwerpunktkontrollen von Marktamt und Polizei weitere Maßnahmen. Doch die Meinung unter den Altwarenhändler ist gespalten.

"Wiener Zeitung":Sie haben im Zuge des 40. Jubiläums des Flohmarktes am Naschmarkt gemeint, auf Tradition und Erfolg dürfe man sich nicht ausruhen, denn es sei nicht alles Gold, was am Flohmarkt glänzt. Wie soll der Flohmarkt zukünftig aussehen?Karl Heinz Kremser: Wir haben einige Vorschläge und könnten uns sehr gut vorstellen, dass der Markt platzmäßig vergrößert wird. Die Wartezeit ist momentan immens lang. Neue Händler, die ihre Waren am Naschmarkt verkaufen möchten und sich jetzt dafür anmelden, müssen fünf Jahre lang warten. Wir wünschen uns auch größere Toilettenanlagen. Jetzt haben für 250 Händler und die wöchentlichen 10.000 Besucher insgesamt sechs Toiletten. Das ist zu wenig. Der Markt gehört professionell vergrößert.

Haben Sie konkrete Vorstellungen?

Unser Vorschlag wäre, den zweiten Parkplatz zum Marktplatz umzufunktionieren. Aber dazu gehört auch ein neues Platzkonzept, bei dem für die Händler eine direkte Zufahrt zum Flohmarkt möglich wäre. Dann könnte die Ware auch im Fahrzeug gelagert werden. Weiteres wünschen wir uns einen neuen größeren Müllplatz mit drei bis vier Containern, damit die Händler und auch die Privatverkäufer ihren Müll fachgerecht entsorgen können.

Wie wird das zurzeit gehandhabt?

Jetzt bleibt der gesamte Müll auf dem Platz liegen. Die MA 48 macht zwar einen guten Job, aber das könnte man sich ersparen, wenn man die Leute dazu bewegen würde, ihren Müll in die Container hineinzuwerfen und auch ordnungsmäßig zu entsorgen. Wir haben nur einen Container, Mülltrennung ist deshalb nicht möglich. Und die Kosten für die Müllentsorgung sind immens hoch. Wenn wir einen Müllplatz bekommen würden, würden sich die monatlichen Kosten wahrscheinlich halbieren. Möglichkeiten für Verbesserungen gibt es viele, die Frage ist nur, auf was sich die Stadt einlässt und was die Anrainer davon halten. Das ist alles nicht so einfach.

Haben Sie bereits Gespräche mit der Stadt geführt?

Nein, bis jetzt noch nicht. In erster Linie müssen wir uns zuerst mit dem Bezirk absprechen und diskutieren, welche Wünsche und Vorstellungen es gibt.

Gibt es Beschwerden?

Wir sind in Wien. Wien ist voll von Menschen, die sich zu beschweren wissen. Die einen beschweren sich, die anderen meinen wiederum, es sei nicht so schlimm. Für uns Händler ist es jedoch nicht gut, wenn ab dem frühen Nachmittag der gesamte Marktplatz vermüllt ist. Und es ist natürlich weder für uns Händler noch für den Wien Tourismus von Vorteil, wenn man in Internetforen liest, dass Touristen schockiert sind, wie es auf dem Markt aussehe.

Doch nicht nur der Müll, sondern auch der Schwarzhandel ist ein bekanntes Problem. Was wollen Sie dagegen unternehmen?

Mit einer einheitlichen Aufstellung, die bei Abbau und Abfahrt ermöglicht wird, haben illegale Händler, die teilweise Waren aus dubiosen Quellen anbieten, keine Chance mehr, sich dazwischenzudrängen. Ein Teil der legalen Altwarenhändler baut bereits um 13 Uhr seinen Stand ab. Und dann passiert es, dass sich Schwarzhändler auf die freien Plätze drängen. Mit denen kann man auch nicht reden, viele davon sind aggressiv. Wir haben versucht, den Schwarzhandel gemeinsam mit dem Marktamt einzudämmen. Seit einem Jahr gibt es alle sechs bis acht Wochen gemeinsame Schwerpunktkontrollen mit der Polizei. Das funktioniert auch sehr gut, aber eben nur temporär. Zwei Wochen später sind die Schwarzhändler wieder da.

Wie viele Schwarzhändler verkaufen am Naschmarkt ihre Waren?

Ich schätze so 50 bis 100 am gesamten Markt verteilt. Eine weitere Idee, den Schwarzhandel einzudämmen, wäre die Marktzeit zu verkürzen. Es gibt Händler, die bis 17 Uhr, bis zum Marktschluss bleiben, andere wiederum machen ihr Geschäft nur vormittags und bauen am frühen Nachmittag ihren Stand ab. Wenn wir die Marktzeit verkürzen und jene Händler, die früher gehen, dazu bringen würden, eine Stunde länger zu bleiben, dann hätten die Schwarzhändler keine Möglichkeit mehr, sich am Flohmarkt auszubreiten. Aber die Meinung darüber unter den Altwarenhändlern ist sehr gespalten. Die Hälfte hält es für eine gute Idee, die anderen sind dagegen.

Sie sind seit 2015 Berufszweigobmann des Altwarenhandels in der Wirtschaftskammer Wien. Was ist das Schwierigste an Ihrer Aufgabe?

Dass ich 500 Meinungen höre. Vordergründig ist natürlich für jeden Einzelnen wichtig, dass er ein Geschäft macht. Und meine Aufgabe ist es, Wege zu finden, dass alle ein Geschäft machen. Und das ist natürlich nicht einfach.

Und wie ist momentan die Stimmung am Naschmarkt?

Sehr gemischt. Die einen sind zufrieden, die anderen sind unzufrieden und dem dritten Teil ist es eigentlich egal, Hauptsache, sie haben am Samstag eine Beschäftigung.

Sie wollen auch das Image der Altwarenhändler aufpolieren. Ist dabei der wichtigste Schritt, den Schwarzhandel einzudämmen?

Natürlich, aber nicht nur. Wir haben auch am Naschmarkt damit zu kämpfen, dass Neuwaren als Antiquitäten verkauft werden. Die meisten kommen aus Ungarn und haben einen Gewerbeschein, und damit ist leider alles rechtmäßig. Aber sie verkaufen neue Bronze- und Porzellanfiguren als Altwaren. Wenn jemand am Naschmarkt um 300 Euro eine Porzellanfigur kauft und diese drei Jahre später verkaufen möchte, weil er Geld braucht, und dann ausgelacht wird, weil das Ding wertlos ist, dann ist das nicht gut fürs Image. Der Altwarentandler ist dann der Böse. Und zwar wir alle. Denn wenn die Person gefragt wird, wo sie die Figur gekauft hat, und die Antwort lautet, am Naschmarkt, dann sind wir alle damit gemeint.

Was wollen Sie dagegen tun?

Das Problem ist, dass es keine Handhabe gibt. Wir haben mehr als eineinhalb Jahre versucht, dagegen anzukämpfen. Und immer wieder wurde uns von den Behörden gesagt, dass man nichts machen könne.

Was ist der nächste Schritt?

Dass ein Konsens gefunden wird. Und dass man nicht nur darüber redet, sondern auch Teile davon umsetzt.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch?

Dass die Leute, die uns besuchen, sagen, dass es ein schöner Markt sei, und nicht im Internet posten, dass sie selten so einen Sauhaufen gesehen hätten.