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Der angekündigte Crash

Von Thomas Seifert

Leitartikel
Thomas Seifert.

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Die Chronik eines angekündigten Crashs: Die Börse in Athen befand sich am Montag im freien Fall. Alles andere wäre eine Überraschung gewesen - der Handel war seit Wochen ausgesetzt, die Anleger hatten, seit sich die Tore zum Handelsparkett geschlossen hatten, vernehmbar vor den Notausgängen gescharrt. Nach dem Rette-sich-wer-kann-Prinzip stießen die Anleger ihre Papiere ab, nur hartgesottene Adrenalin-Junkie-Schnäppchenjäger nahmen Long-Positionen ein oder stiegen zum Ausverkaufspreis wieder ein.

Die desaströsen Börsenachrichten und die jüngsten katastrophalen Wirtschaftsklima-Umfragewerte im Land führen drastisch vor Augen, dass Griechenland nach wie vor auf der volkswirtschaftlichen Intensivstation liegt. Immer mehr junge Leute kehren dem Land den Rücken, weil sie keine Zukunft für sich sehen.

Griechenland ist auf dem Boden, doch auch Irland, dem Musterschülerland Europas, das alle von der Europäischen Zentralbank, der EU-Kommission und dem Internationalen Währungsfonds diktierten Sparauflagen ohne Murren umgesetzt hat, geht es alles andere als gut. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, verlassen junge Iren wieder einmal in Scharen das Land.

Aus dem ehemaligen keltischen Tiger ist ein keltischer Bettvorleger geworden: Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 24 Prozent und ist damit eine der höchsten der EU. Ans Zurückkehren denkt kaum einer dieser jungen Iren. Und so ist die Zahl der 20- bis 29-Jährigen in keinem Land so stark gesunken wie in Irland.

In Portugal ist die Situation ähnlich trostlos: Junge Portugiesen suchen im lusophonen Ausland ihr Glück, etwa in Brasilien, Mosambik oder Angola. Seit der Krise haben auch tausende Spanierinnen und Spanier ihr Land verlassen, um sich in Deutschland, in den Niederlanden und in geringerer Zahl auch in Österreich niederzulassen.

Fazit: Europas Krisenpolitik ist gescheitert.

Doch nur noch hoffnungslose Optimisten und unverbesserliche Träumer glauben an eine Umkehr. Dabei bräuchte der Kontinent dringend frische Ideen und Investitionen. Doch wer auf die Riege der europäischen Staatenlenker blickt, sieht müde gewordene, ratlose Gesichter.

Der politischen Klasse von Lissabon bis Nikosia fehlt einfach die Vorstellungskraft, aus dem Austeritätsgefängnis auszubrechen. Und es fehlt ihr an Fantasie und Gestaltungswille, Europa auf den Wachstumspfad zurückzuführen.