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Der Anti-Europa-Überflieger

Von WZ-Korrespondentin Meike Stolp

Politik

Nigel Farages UKIP wird bei den EU-Wahlen in Großbritannien der erste Platz prognostiziert.


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London. Nigel Farage kann sich entspannt zurücklehnen. Zwar hat seine radikal europakritische United Kingdom Independence Party (Ukip) in den vergangenen Wochen nur Negativschlagzeilen gemacht, aber selbst das hat der Popularität der Populisten keinen Abbruch getan. Das Meinungsforschungsinstitut Yougov prognostiziert Ukip bei den in Großbritannien schon am 22. Mai stattfindenden Europawahlen 31 Prozent der Stimmen und damit Platz eins. In Schlagdistanz liegt laut den Umfragen nur die sozialdemokratische Labour-Partei mit 28 Prozent, die regierenden Tories vom Premier David Cameron dürfen hingegen nur mit 19 Prozent rechnen.

Für die beiden großen Parteien ist das ein Schlag ins Gesicht. Bei der Europawahl 2009 landeten die Konservativen mit knapp 28 Prozent noch weit vor der Ukip auf dem ersten Platz, die damals nur 16,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnten. Doch schon damals waren die EU-Gegner um Farage die Nummer zwei auf der Insel: Labour kam 2009 nur auf 15,7 Prozent.

Besonders erfolgreich ist Ukip bei den über 65-Jährigen, hat das Meinungsforschungsinstitut ICM im Auftrag der Tageszeitung "Daily Telegraph" herausgefunden - und bei ehemaligen Tory-Wählern. 50 Prozent derjenigen, die bei der vergangenen Wahl für die Konservativen gestimmt haben, wollen nun entweder die EU-Skeptiker wählen oder gar nicht zur Wahl gehen. Einen kleinen Trost gibt es für die Tories aber: Die Umfrage von ICM zeigt, dass viele Briten Ukip vor allem aus Protest wählen. 42 Prozent der Befragten gaben an, dass sie der Partei ihre Stimme geben wollen, weil sie unzufrieden mit dem politischen Establishment sind.

Trotz des Umfragehochs kämpft aber auch Farage mit Problemen. So hatte der Ukip-Chef vergangene Woche größte Mühe zu erklären, wie ein Kandidat für die Europawahlen, der noch dazu einer der Protagonisten in einem Werbefilm war, auf Twitter populistische Dummheiten verbreiten konnte. Andre Lampitt hat unter anderem Labour-Chef Ed Miliband aufgrund seiner Familienherkunft als nicht britisch bezeichnet. "Na ja, Ed Miliband ist Pole und kein Brite - also woher soll er wissen, was gut für Großbritannien ist", stand wörtlich in der Twitter-Botschaft zu lesen. Miliband wurde in London geboren, als Sohn polnischstämmiger jüdischer Emigranten.

Farage hat einen Fehler bei der Kandidatenauswahl zähneknirschend eingestanden: "Irgendetwas stimmt mit unserem System nicht, dieser Typ hätte aussortiert werden müssen." Nun wird Lampitt zumindest aus dem Werbefilm herausgeschnitten. Und ob er weiter Ukip-Mitglied bleiben darf, ist auch nicht klar. Lampitt hatte schon monatelang Tweets mit ähnlichem Inhalt abgesetzt, dabei hatte er etwa den Islam als satanische Religion und die Nigerianer generell als schlechtes Volk bezeichnet.

Lieber als Einzelkämpfer

Bei diesen Äußerungen scheint es wenig überraschend, dass die rechtspopulistische französische Front National Farage mit offenen Armen begegnet. Der Ukip-Chef möchte allerdings keine Fraktion mit der Partei von Marine Le Pen bilden. Das ist dem Populisten dann doch zu viel, obwohl er der Tochter von Jean-Marie Le Pen zugestand, sie hätte "einige beeindruckende Dinge erreicht".

Farage selbst steht auch in der Kritik. Ihm wird die eher wenig transparente Gestaltung der eigene Ausgaben vorgeworfen. Konkret ist unklar, wie viel der ihm als EU-Abgeordneten zugestandenen finanziellen Mittel tatsächlich für politische Arbeit im Zusammenhang mit dem EU-Parlament genutzt wurde. Farage ist hingegen der Ansicht, es sei völlig legitim, dass er dieses Geld dazu benutzt, um die Werbetrommel für den EU-Ausstieg Großbritanniens zu rühren. Das sehen seine Kritiker freilich nicht so.