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Der Aufschwung kommt - Kommt er?

Von Erhard Fürst

Gastkommentare

Wenn Wirtschaftsforscher den baldigen Wendepunkt im ökonomischen Sturzflug ankündigen, stellen sich manche die Frage, woher der Aufschwung kommen könnte.


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Eine banale Antwort ist, dass noch jede Wirtschaftskrise zu Ende gegangen ist; die Frage ist nur wann. Tatsächlich gibt es ein Bündel von wirtschaftsimmanenten Erholungsfaktoren. Man kann den Kauf eines Autos oder einer Maschine aufschieben, aber irgendwann werden sie durch neue ersetzt werden. Irgendwann haben auch die Preise von Vermögensgütern (Aktien, Immobilien) einen Tiefstand erreicht, der einen Neu- oder Wiedereinstieg attraktiv erscheinen lässt.

Niedrige oder gar negative Inflationsraten erhöhen die Realeinkommen und damit das Konsumpotenzial. Irgendwann kommen Banken - teils mit staatlicher Hilfe - nicht darum herum, ihre Kerndienstleistung, nämlich auf Basis von Einlagen Kredite auszureichen, wieder zu forcieren. Vor allem aber sind Zeiten der wirtschaftlichen Krise Anlass für Unternehmen, ihr Kostenbild zu verbessern, ihr Produktivitätspotenzial auszuschöpfen, Innovationen zu forcieren und so ihre Konkurrenzfähigkeit zu stärken.

Notwendige Bedingung dafür, dass die genannten Faktoren ihre positive Wirkung erfüllen können, ist allerdings die Wiederherstellung des Vertrauens, das heißt die begründete Erwartung eines nachhaltigen Aufschwungs und dadurch eine deutliche Reduktion des Risikos bei Transaktionen mit Kunden, Lieferanten und sonstigen Geschäftspartnern.

Gerade dieses Ziel wird jedoch durch das gegenwärtige Krisenmanagement auf nationaler und internationaler Ebene gefährdet. So wichtig staatliche Interventionen zur Rettung systemrelevanter Finanzunternehmen und zur Verhinderung dramatischer Beschäftigungseinbrüche sind, so schädlich sind hektisch konzipierte Finanzspritzen in zwei- oder dreistelligen Milliardenbeträgen (Beispiel General Motors), dauerhaft wirkende Ausgabensteigerungen (Beispiel Gratiskindergarten), Verschrottungsprämien zur Förderung des Imports von Billigautos, unverantwortliche Belastungen zukünftiger Budgets, staatliche Einflussnahme auf Unternehmen durch Beteiligungen ohne Ausstiegsszenario, die großzügige Bereitstellung von Liquidität durch Notenbanken über den unmittelbaren Bedarf der Banken hinaus, und so weiter.

Das Schönreden der budgetären Konsequenzen dieser Politik und der wahrscheinlichen Inflationsfolgen, das Wiederaufleben von protektionistischen Praktiken und Subventionswettläufen sogar innerhalb der EU, das ordnungspolitische Vakuum und der Hohn, mit dem der sogenannte Neoliberalismus und damit die Marktwirtschaft überschüttet werden, das ist nicht der Stoff, aus dem Zuversicht und Zukunftsoptimismus bei Unternehmen und kritischen Bürgern wachsen.

Erhard Fürst war viele Jahre Leiter der Abteilung Industriepolitik und Wirtschaft in der Industriellenvereinigung.