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Der Aufstand der Opfer

Von Peter Muzik

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Die Griechen haben offenbar das Ausmaß der wirtschaftlichen Tragödie noch nicht wirklich begriffen. Mit den Protestaktionen gegen das Sparpaket der Regierung wurde die Misere beträchtlich verschärft. Zum einen ist es unfassbar, dass der Sanierungsplan im griechischen Parlament bloß mit einer knappen Mehrheit beschlossen wurde.


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Und zum anderen kontraproduktiv, wenn die Demonstranten just in dieser dramatischen Situation mit Molotow-Cocktails ihrer Wut freien Lauf lassen. Das total verschuldete Land, das jahrelang weit über seine Verhältnisse gelebt hat, liegt hilflos auf der Intensivstation und treibt die Eurozone immer stärker in die Bredouille.

Griechenland hat nur eine einzige Chance, dem drohenden Staatsbankrott zu entkommen: wenn es die mit Brüssel vereinbarten Spielregeln einhält und in den nächsten Jahren eisern die nötigen Reformen durchzieht. Die Milliarden-Infusion seitens der EU-Staaten wird den Griechen nur dann wieder halbwegs auf die Beine helfen, wenn sich Politiker und Bürger zu einem nationalen Kraftakt aufraffen können.

Und all jene, die massiv zur Kassa gebeten werden, letztlich auch einsehen, dass sie den Gürtel enger schnallen müssen, weil es sonst keine Zukunft gibt. Mit weiteren Straßenschlachten und Generalstreiks würde sich Griechenland indes die geplante Rettungsaktion vermasseln und in eine existenzbedrohende Isolation manövrieren.

Das Chaos in Athen sollte auch für Politiker in anderen Ländern eine Warnung sein, wie rasch längst fällige Sparpakete zu gesellschaftlichem Aufruhr führen können. Der Frust der Bürger, für die Misswirtschaft diverser Regierungen büßen zu müssen, könnte sich schon in absehbarer Zeit überall dort entladen, wo ausufernde Haushaltsdefizite und staatliche Schuldenberge harte Maßnahmen erfordern. Österreichs Finanzminister Josef Pröll scheint diese Gefahr rechtzeitig erkannt zu haben: Seit kurzem teilt er in Zeitungsinseraten mit, dass jeder Österreicher/jede Österreicherin derzeit mit rund 24.000 Euro verschuldet ist. Womit klar ist, was uns erwarten könnte.