Der Westen sollte arabische Regierungen bei der Kontrolle dubioser Waffen- und Geldlieferungen aus der Golfregion unterstützen.
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Wer hätte sich 1960 - als die Kolonie Französisch-Sudan unabhängig wurde und sich in Mali umbenannte - erträumen lassen, dass die Lokalbevölkerung einst die frühere Kolonialmacht Frankreich jubelnd mit der Trikolore wiederempfangen würde? Selbst für den Präsidenten der "Grande Nation", François Hollande, stellt die "Opération Serval", wie die Militäroffensive französischer Streitkräfte gegen das Vordringen der Islamisten im Norden Malis genannt wird, eine außenpolitische Herausforderung dar. Mit der Rückeroberung der Handelsstädte Gao und Timbuktu verzeichnen die Truppen zwar erste Siege, gelöst ist der Konflikt damit allerdings noch lange nicht.
Die Unwetterfront hatte sich bereits am 6. April 2012 aufgetan, als die Tuareg ihren eigenen islamischen Staat Azawad proklamierten. Anerkannt wurde dieser weder von der UNO noch von der Afrikanischen Union. Von einer Ausbreitung einer radikal-islamistischen Bewegung ist seither die Rede, und schon wieder taucht das Schreckgespenst Al-Kaida auf und verzerrt die westliche Wahrnehmung dieser Region. Bei den Islamisten in Mali handelt es sich nämlich nicht um eine einzige, über den Kontinent vernetzt agierende terroristische Vereinigung mit dem Namen Al-Kaida im Maghreb (AQIM) oder Ansar Dine, wie dies oft fälschlich dargestellt wird. Aus demselben Grund wäre es naiv zu glauben, mit der Zurückdrängung der Islamisten in die Weiten der Sahara würde das Problem beseitigt.
Weit weniger als über die Rolle der AQIM philosophiert man bei amerikanischen und europäischen Denkfabriken über den Einfluss des radikal-islamischen Wahabismus, der immer stärker von Missionaren aus Saudi-Arabien exportiert wird. 2003 kam es beispielsweise zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der islamischen Lokalbevölkerung und Wahabiten in West-Mali, als diesen die Errichtung einer Moschee bewilligt wurde. Dass von Katar und Saudi-Arabien neben dem streng islamischen Gedankengut, das wenig Spielraum für religiöse Toleranz lässt, Gelder für Waffen an diverse Gruppierungen in Westafrika fließen, ist bekannt. Mit Sanktionen oder offener Kritik an der Finanzierung von Islamisten hält sich der Westen allerdings sehr zurück, solange es nicht gerade um die Beseitigung eines in Ungnade gefallenen Despoten wie Libyens Machthaber Muammar Gaddafi geht.
Anstatt also in jedem Angriff die Fangarme von Al-Kaida oder anderen ihr nahestehenden Terrorgruppen zu vermuten, sollte der Westen arabische Regierungen bei der Kontrolle dubioser Waffen- und Geldlieferungen aus der Golfregion unterstützen.
Auch Militärinterventionen in Libyen und Syrien, die scheinheilig im Namen der Menschenrechte unternommen werden, führen wohl kaum zu mehr Sicherheit in der Region, sondern geben radikalen Islamisten höchstens mehr Auftrieb. Die Ermordung des angeblichen Sponsors islamistischer Organisationen in Afrika, Muammar Gaddafi, hat letztlich wohl doch nicht zu einer Verminderung terroristischer Aktivitäten nördlich und südlich der Sahara geführt, wie man sie sich im Westen erhofft hat.