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Zugegeben, wer mit Passivsport nicht viel am Hut hat, durchlebt gerade die Hölle. In bunt. Sonntagabend im besten Hauptabendprogramm zum Beispiel. ORF1 entschied sich standesgemäß für die Live-Übertragung des Fußball-EM-Spiels Irland gegen Kroatien. Üblicherweise würde man erwarten, dass auf ORF2 irgendetwas Epochales aus dem begehbaren Schatzkästchen von Rosamunde Pilcher (Archivstand derzeit: 104 Filme!) programmiert wurde. Doch weit gefehlt: Da lief die Live-Übertragung des Formel-1-Grand-Prix aus Kanada! Den darf der ORF nämlich wegen eines Knebelvertrages nicht einfach so ausfallen lassen. Wäre noch die Möglichkeit, das Alternativprogramm auf ORF Sport plus zu spielen, bekanntlich dem Sportsender des ORF, der alles außer irgendwie interessantem Sport spielen darf. Dort widmete man sich übrigens dem Segeln. Um die Flottenstrategie noch zu komplettieren, spielte man auf ORFIII mit alten Operetten solide die Hütte leer.
Aber gut, man soll ja nicht undankbar sein. Seien wir lieber froh, dass der ORF die Spiele der EM trotz der Krise alle brav überträgt und somit die Telekom-Anbieter erheblich finanziell unterstützt. Nie werden so viele wichtige Telefonate zwischen Freundinnen geführt, als wenn ein gutes Match läuft. Da werden dann so unbedeutende Informationen wie das Urlaubsziel, die Oberarme des neuen Golftrainers oder auch Namen von guten Scheidungsanwältinnen ausgetauscht. Sozusagen als Teil des nächsten Konjunkturpakets.