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Der Big Bang im Zahlungsverkehr

Von Karl Leban

Wirtschaft

Am 1. Februar 2014 ist es für Firmen für Umstellung auf IBAN und BIC zu spät.


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Wien. Für Europa ist es die größte Umstellung des Zahlungsverkehrs seit Einführung des Euro. Mit 1. Februar 2014, in weniger als drei Monaten, werden die bisherige Kontonummer und Bankleitzahl von einer neuen Nummer - einer bis zu 22-stelligen Datenkolonne - abgelöst. Bei nationalen und grenzüberschreitenden Überweisungen und Lastschriften gilt dann nur noch die "International Bank Account Number" (IBAN).

Die Banken sind mit Blick auf das Umstellungsdatum einigermaßen nervös, obwohl sie schon seit längerem Kampagnen fahren, um ihre Kunden über den bevorstehenden Big Bang zu informieren. Das Problem sind nicht so sehr die Privatkunden, ist dort zu hören, sondern vor allem kleine und mittlere Firmenkunden, KMU, die tendenziell säumig sind, weil sie u. a. ihre Buchhaltungssoftware dem neuen Zahlungsverkehrssystem noch nicht angepasst haben.

Das bestätigt auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB). "Im Gegensatz zu Privatpersonen besteht für Unternehmen noch Handlungsbedarf", sagt OeNB-Direktor Kurt Pribil. Er appelliert an die Betriebe, ihre Hausbank zu kontaktieren, IBAN und BIC, die internationale Bankleitzahl (Bank Identifier Code), auf ihre Rechnungen zu drucken und diese mit einer Zahlungsanweisung zu versehen.

Auch auf die notwendigen Umstellungen des IT-Systems sollte nicht vergessen werden. "Werden diese Maßnahmen nicht zeitgerecht umgesetzt, können ab 1. Februar 2014 keine Zahlungen mehr empfangen beziehungsweise getätigt werden", warnt Pribil. Gehälter werden dann nicht angewiesen, und auch Lastschriften sind nicht durchführbar.

"Keine Geheimwissenschaft"

Vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben stehe die Umstellung auf IBAN und BIC "noch am Anfang", so die OeNB. Bei der öffentlichen Verwaltung sei sie im Gange, bei den Banken bereits abgeschlossen. Auch die meisten Großkonzerne hätten schon umgestellt.

Laut dem jüngsten Fortschrittsbericht der Europäischen Zentralbank liegt Österreich bei der Umstellung auf den einheitlichen bargeldlosen europäischen Zahlungsverkehrsraum Sepa (Single Euro Payments Area) nur im europäischen Mittelfeld. Deshalb müsse in den nächsten Wochen für den reibungslosen Umstieg noch einiges getan werden, so die OeNB, die am Montag eine eigene Informationskampagne startete.

"Die Umstellung ist keine Geheimwissenschaft", wird etwa in der Bank Austria versichert. Unter anderen umfasst die Checkliste für KMU folgende Punkte: Kontakt mit der Hausbank aufnehmen und Unterstützung annehmen, den Softwarelieferanten auf Sepa-Fähigkeit überprüfen, Kontonummern und Bankleitzahlen über ein Software-Update in der Buchhaltung in IBAN und BIC konvertieren (meist bieten die Institute ein Konvertierungsservice) und die schriftliche Kommunikation (Verträge, Aufträge Briefpapier etc.) um die neuen Kontoinformationen ergänzen.

Jeder Kontoinhaber findet seine IBAN auf der Konto- bzw. Bankomatkarte, auf Kontoauszügen und im Online-Banking-Portal. Sie setzt sicht aus der Länder-Kennung "AT" für Österreich, einer zweistelligen Prüfziffer, der alten fünfstelligen Bankleitzahl und der alten elfstelligen Kontonummer zusammen. Bei grenzüberschreitenden Transaktionen innerhalb der EU muss noch bis 1. Februar 2016 zusätzlich zur IBAN der BIC angegeben werden.

IBAN-Überweisungen sicher

Eine elektronische Euro-Überweisung innerhalb der EU soll künftig nur noch einen Bankgeschäftstag dauern, und das zum gleichen Preis wie eine Inlandstransaktion. Laut OeNB sind IBAN-Überweisungen sicher: Die Prüfziffer verhindere Fehlüberweisungen.

Sepa umfasst nicht nur die gesamte EU, sondern auch Liechtenstein, Norwegen, Island, Monaco und die Schweiz. Erklärtes Ziel ist, eine vollelektronische Infrastruktur für den Massenzahlungsverkehr für alle Euro-Zahlungen zu schaffen. Von der Vereinheitlichung sollen Firmen, Privatkunden und der Finanzsektor profitieren. Von Einsparungen in Milliardenhöhe ist die Rede.