Bedingungen für Einstieg des Saudis sind ausverhandelt. | Al Jaber muss Teil seiner Aktien in das Syndikat einbringen. | Wien. Bei der teilstaatlichen AUA steht ein größerer Umbau der Eigentümerstruktur unmittelbar bevor. Am Montag wird ihr Hauptaktionär, die ÖIAG, grünes Licht für den Einstieg des arabischen Investors Mohamed Bin Issa Al Jaber (mittels Kapitalerhöhung) geben. Alles andere wäre eine Riesenüberraschung.
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Al Jaber, ein saudischer Scheich mit österreichischem Pass, will der AUA 150 Millionen Euro an frischem Geld zuführen und dafür mit rund 20 Prozent beteiligt werden.
Zu welchen Bedingungen er an Bord gehen kann, ist mittlerweile ausverhandelt. Dass sein Einstieg Auflagen notwendig machte, war im Übrigen von Anfang an klar. Denn wie bei anderen Airlines sind die internationalen Flugrechte auch bei der AUA an einen kontrollierenden nationalen Aktionärsbesitz gebunden. Bei ihr garantiert ein rein österreichi sches Syndikat - aus ÖIAG, Banken und Versicherungen - diese Mehrheit. Konkret sind es 50 Prozent und eine Aktie.
Die geplante Kapitalerhöhung, bei der das Syndikat nicht mitziehen will, würde diesen Anteil jedoch massiv verwässern. ÖIAG-Vorstand Peter Michaelis (er ist auch AUA-Präsident) hat daher in Abstimmung mit den Syndikats-Mitgliedern darauf bestanden, dass Al Jaber (als Österreicher) einen Teil seines künftigen Aktienpakets in das Syndikat einbringen muss. Damit bliebe die notwendige rot-weiß-rote Mehrheit weiterhin gesichert.
Angekettet an die ÖIAG
Worauf man sich mit Al Jaber ebenfalls geeinigt hat: Sollte die ÖIAG, die derzeit noch 42,75 Prozent der Anteile hält, eines Tages aussteigen wollen, müsste auch der Saudi seine Anteile verkaufen. Das wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn die bisherige Stand-Alone-Strategie der AUA aus wirtschaftlichen Gründen scheitert und man einen strategischen Partner aus der Branche (so etwa die Lufthansa) herbeirufen müsste.
Im Gegenzug hat sich die ÖIAG dazu verpflichtet, Al Jaber die Differenz zum Einstiegspreis zu zahlen, falls der Preis - zu dem sie ihre Anteile verkauft - darunter liegen sollte. Damit hat der schwerreiche arabische Geschäftsmann stets eine Kapitalgarantie als komfortablen Sicherheitspolster für sein Investment.
Geöffnet wird ihm die Tür über eine Kapitalerhöhung, die von der Hauptversammlung am 7. Mai formell abgesegnet werden soll. Geplant ist, insgesamt mehr als 21 Millionen neue Aktien zu einem voraussichtlichen Preis von je 7,10 Euro zur Zeichnung aufzulegen. Dem Vernehmen nach sollen die AUA-Streubesitzaktionäre von den Bezugsrechten doch nicht ausgeschlossen werden. Allerdings ist damit zu rechnen, dass niemand AUA-Aktien zu 7,10 Euro kaufen wird, wenn sie derzeit an der Börse zu Kursen von rund 5,50 Euro wesentlich günstiger zu haben sind. Al Jaber wird deshalb wohl auch der einzige sein, der die geplante Emission schultert. Sich über die Börse einzukaufen, würde ihm wesentlich teurer kommen, weil der Kauf großer Pakete den Kurs um ein Vielfaches nach oben treiben würde.
Zum Schleuderpreis?
Genau hier haken die Kritiker ein. AUA-Aktionär Rupert-Heinrich Staller etwa nimmt sich kein Blatt vor den Mund: "Da wird wertvolle Substanz zu einem absoluten Schleuderpreis verkauft." Denn mit rund neun Euro liege der Buchwert der AUA-Aktie deutlich darüber. Dazu kommt, dass der Preis bei der letzten Kapitalerhöhung im Herbst 2006 mit 7,10 Euro festgesetzt wurde, die AUA damals noch mit hohen Verlusten zu kämpfen hatte, heute aber laut Konzern-Chef Alfred Ötsch saniert ist.
Staller vermutet deshalb, dass der National-Carrier - entgegen allen Beteuerungen - nach wie vor unter einer angespannten Liquidität leidet und darum neuerlich frisches Kapital benötigt: "Wenn die AUA das Geld nicht braucht, gibt es keinen Grund, Al Jaber als Großaktionär hereinzunehmen." Nachsatz: "Wenn sie sich die drei neuen Flugzeuge (Airbus A-320, Anm.), mit denen sie ihr Wachstum im Nahen und Mittleren Osten weiter beschleunigen will, nicht selber leisten kann, ist etwas faul im Staate Dänemark."
Staller zeigt sich "in großer Sorge um das Unternehmen". Für ihn scheint die AUA derzeit in einem engen Banken-Korsett gefangen zu sein und wichtige Finanzierungen für ihr Wachstum selbst nicht zustande zu bringen.