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Für die Supermarktkette Billa bin ich ein Dieb. Das kam so: Am Mittwoch wollte ich in der Filiale am Praterstern die am Vortag bei Merkur erstandene Salatschüssel für das Mahl am Arbeitsplatz mit einem Sandwich ergänzen. Ein Blick auf die Warteschlangen bei den Kassen ließ mich noch im Foyer umkehren.
Schon hat er mich, der flinkäugige Detektiv. Die Salatschüssel im durchsichtigen Nylonsackerl hatte er erspäht. "Herzeigen", sagt er jetzt, des "Bitte" und "Danke" unkundig. Ich zeige her, mein Gewissen ist ja rein. Aber nichts da: "Das ist von drinnen." "Nein", sage ich, "das ist von gestern vom Merkur". Ich weise ihn darauf hin, dass auf dem Aufkleber steht: "Merkur - Mariahilferstraße 38-48" und "30.04.2013", aber der Detektiv hat nun einmal beschlossen, dass ich ein Dieb bin: "Merkur ist auch Rewe, das können Sie von hier haben", sagt er. Er bittet einen Kunden (ein Bekannter von ihm?), dem seine Boxernase die Schlagkraft ins Gesicht schreibt, mich zu bewachen, während er mit der Salatschüssel abgeht. Nach ein paar Augenblicken kommt er zurück, reicht mir die Schüssel: "Gehen Sie", sagt er. "Sonst noch etwas?", frage ich. "Nein."
Und ob: Erstens, dass, vorausgesetzt, ich bin nicht just der eine Einzelfall, Billa einen offenbar dringend benötigten gezielten Kundenabbau betreibt. Zweitens, dass Billa anscheinend einen Tag alte Merkur-Ware verkauft. Drittens, dass die Detektei Leitner ihre Angestellten lehren sollte, sich nach falschen Verdächtigungen zu entschuldigen, statt auf Unfreundlichkeiten zu beharren. Und viertens, dass dieser Artikel bei entsprechender Entschuldigung niemals erschienen wäre.