Zum Hauptinhalt springen

Der Blick aus dem Auge des Salzburger Finanzskandals

Von Matthias Nagl

Politik

Ex-Referatsleiterin Rathgeber schildert ihre Sicht des Skandals in einem Buch.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Salzburg. (man) Eine zerspringende Discokugel ist das Titelbild eines Buches, das niemals geschrieben hätte werden sollen. Von Letzterem ist Monika Rathgeber überzeugt. Die einstmalige Leiterin des Budgetreferats im Amt der Salzburger Landesregierung schildert in dem heute, Mittwoch, erscheinenden Buch "Am System zerbrochen" ihre persönliche Sicht des Salzburger Finanzskandals.

Am Dienstag präsentierte sie das Werk, das weder Geständnis noch Abrechnung sein soll. "Es geht darum, eine Botschaft zu veröffentlichen", sagte Rathgebers Anwalt Herbert Hübel bei der Präsentation. Das, was ihr passiert sei, könne auch anderen passieren, sagte Rathgeber. "Möge mein Buch Ihnen eine Hilfe sein", heißt es im Vorwort des Buchs.

Das Werk war anfänglich nicht als Buch gedacht, es hatte den therapeutischen Zweck der Aufarbeitung, erklärte Hübel. In der Folge sei die Idee entstanden, daraus ein Buch zu machen. Die Discokugel ist "ein Symbol für den inneren Kern", erklärte Rathgeber. "Ich war innerlich zerrissen. Ich habe nicht gewusst, was ich machen soll. Das soll die Kugel bedeuten, die auseinanderdriftet." Der Titel bedeutet, dass ihr früheres Leben am System zerbrochen sei, sagte die 42-Jährige. Sie als Person sei ebenfalls fast daran zerbrochen, lediglich der Rückhalt ihrer Familie und Freunde habe das verhindert.

Als der Skandal vor knapp einem Jahr aufflog, wurde Rathgeber von der Politik zur Hauptverantwortlichen für die Misere gemacht. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt nun seit knapp einem Jahr, mittlerweile werden neben Rathgeber auch mehrere Politiker als Beschuldigte geführt. Ein baldiger Abschluss der Ermittlungen ist nicht zu erwarten.

Für Rathgeber ist die Sache aber jetzt schon klar. "Irgendwann wird die Wahrheit ans Licht kommen", steht im Buch. Ihr Anwalt sieht das genauso. "Es ist wahr, was drinnen steht", sagte Hübel. Jeder, der sich im Buch ungerecht behandelt fühle, könne sich beschweren. "Wenn jemand klagen will, soll er kommen", gab sich Hübel angriffig.

Ihre einzigen Fehler sieht Rathgeber darin, zu wenig dokumentiert und kommuniziert zu haben, wie sie bei der Präsentation erklärte. Eine Skepsis gegenüber Finanzgeschäften hat sich bei Rathgeber nicht eingestellt. "Financial-Swaps bieten die Möglichkeit zur kostengünstigen und risikomindernden Finanzierung mit Fremdkapital", heißt es etwa im Buch. Dass Swaps das Risiko auch potenzieren können, ignoriert Rathgeber.

So kann sie sich auch vorstellen, später wieder im Finanzbereich zu arbeiten. Vielleicht werde sie aber auch etwas ganz anderes machen, sie habe sich noch nicht entschieden, sagte Rathgeber. Aktuell lebt sie von der Arbeitslosenunterstützung. Ihr Buch sei jedenfalls nicht dazu gedacht, Geld zu machen. "Ich weiß auch nicht, wie die Verkaufszahlen werden", sage sie. Bei einem Honorar von 1,60 Euro pro Buch werde sie wohl nicht reich werden, mutmaßte Rathgeber.

Auch Anwalt Hübel hielt gleich zu Beginn der Präsentation fest, dass es sich dabei um keinen PR-Termin und keine Marketingveranstaltung handle. Die Nachfrage des Marktes will nun aber einmal befriedigt werden. Das wissen auch Rathgeber und Hübel. Ursprünglich war geplant, das Buch am ersten Jahrestag des Auffliegens des Skandals, am 6. Dezember zu präsentieren. Da das Buch schon mit Vorbestellungen auf Platz eins der Bestsellerliste der Politikbücher und Biografien von Amazon Österreich einschlug, zog man den Verkaufstermin vor.