Zum Hauptinhalt springen

Der blinde Fleck der unsichtbaren Arbeit von Unternehmern

Von Sabine M. Fischer

Gastkommentare
Sabine M. Fischer ist Inhaberin der Human-Resources-Unternehmensberatung Symfony Consulting (www.symfony.at), deren Schwerpunkt auf den Bereichen Handel und Bildung liegt.

Was insbesondere KMU leisten, wird nicht ausreichend wahrgenommen. Dadurch finden wichtige wirtschaftsbelebende Maßnahmen nicht statt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Manchmal dämmert es der Politik, dass Unternehmen zur Arbeitsbeschaffung wichtig sind. Und dann stehen wieder einmal erfolgreiche Einzelfälle von Start-ups und Neugründungen im Rampenlicht. Vergessen wird dabei allerdings auf die Bedeutung der vielen bereits bestehenden kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) für den Arbeitsmarkt: Vor kurzem hat die Politik beschlossen, dass auch Schüler kaufmännischer Schulen Unternehmenspraktika als Voraussetzung für ihren Abschluss absolvieren müssen, und so bewerben sich viele vor allem bei Klein- und Mittelbetrieben in ihrer Nachbarschaft, weil sie da die Unternehmer und deren Arbeit kennen.

Bedauerlicherweise ist es gerade diese KMU-Struktur, die eine wichtige wirtschaftliche und soziale Stütze Österreichs bildet, die mit besonders viel unsichtbarer und damit auch unter- oder gar nicht bezahlter Arbeit verbunden ist:

15 Prozent ihres Umsatzes brauchen Unternehmen mit bis zu fünf Beschäftigten für die gesetzliche Informationsverpflichtung von Unternehmen für staatliche Zwecke (Steuer- und Sozialversicherungsabgaben etc.); Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten wenden dafür gerade einmal 0,15 Prozent ihres Umsatzes auf, wie der Ökonom Christian Keuschnigg 2015 vorgerechnet hat.

Während in Großunternehmen eigene steuerabzugsfähige Abteilungen die Produktforschung und -entwicklung ebenso wie die Strategiefindung übernehmen, leistet dies bei den KMU der Inhaber in seiner Freizeit, wenn er Fortbildungen und Messen besucht und am Wochenende an Konzepten zur Weiterentwicklung seines Unternehmens arbeitet.

Wenn Mitarbeiter erkranken, so springt in einem KMU in vielen Fällen der Chef selber ein, um die Arbeit trotzdem zur Zufriedenheit der Kunden fristgerecht erledigen zu können.

Wenn das Unternehmen eine wirtschaftlich schwierige Phase durchläuft, ist es der Unternehmer, der nicht nur mit seinem Vermögen haftet, sondern zusätzlich zu den üblichen Tätigkeiten neue Kooperations- und Finanzpartner suchen muss - Urlaube und Krankenstände sind in solch existenziell wichtigen Zeiten eher nicht möglich.

Da ist es kein Wunder, wenn Schüler, die eine kaufmännische Schule besuchen und am Beginn ihrer Ausbildung das Bildungsziel "Damit ich einmal ein Unternehmen gründen kann" nennen, nach einem Jahr, in dem sie rechtliche und finanzielle Verpflichtungen von Unternehmern gelernt haben, nicht mehr Unternehmer, sondern Angestellte werden wollen. Ähnliches zeigen Befragungen von Wiener Wirtschaftsstudenten. Dabei ist die Selbständigkeit gerade in wirtschaftlich prekären Zeiten eine wichtige Alternative zum Angestellten- und Arbeitslosen-
Dasein, die auch persönlich neue Chancen bieten kann.

Als Unternehmerin wünsche ich mir von meiner Interessenvertretung mehr Darstellung der unsichtbaren unternehmerischen Hintergrundarbeit und unserer Leistungen für die Gesamtwirtschaft und die Gesellschaft; von der Regierung wünsche ich mir für Klein- und Mittelbetriebe endlich mehr Entlastung von staatlichen Auflagen.