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Viele hatten geglaubt, die Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec) würde am Mittwoch die von ihr geförderte Ölmenge ausweiten. Dafür sprach einerseits die Tatsache, dass der Zwölf-Nationen-Verein seit Dezember 2008 sein Fördervolumen nicht verändert hat. Seitdem hat aber die Wirtschaft wieder Fuß gefasst und schreit nach Öl - und diese Nachfrage treibt den Preis. Opec-Öl - ein Mix aus zwölf Sorten - kostet derzeit rund 112 Dollar pro Fass, die Rohölsorte Brent notiert bei 118 Dollar. | Das andere Indiz für eine Ausweitung der Ölproduktion war, dass die USA Druck auf das mächtigste Opec-Land, Saudi-Arabien, ausgeübt haben. Sie befürchten nämlich, dass ein hoher Ölpreis ihre Konjunktur bremsen könnte - die Saudis wiederum fürchten das Ausbleiben von Waffenlieferungen ihrer Verbündeten.
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Doch bei dem Treffen der Opec-Vertreter legte sich der Iran quer und zog andere Opec-Mitglieder mit: Eine Ausweitung der Ölproduktion sei nicht notwendig und werde dementsprechend nicht passieren, hieß es. Punktum.
Der saudi-arabische Ölminister zeigte sich nachher entsetzt: "Das war eines der schlimmsten Treffen, das wir je hatten." Der iranische Delegierte schoss zurück: Die Position Saudi-Arabiens sei ein "engstirniges Verhalten". Das bedeute das Ende des bisherigen Förderquotensystems, war auf dem Gipfel zu hören.
Ist die Opec am Ende? Mitnichten. Die Opec funktioniert hervorragend. Brancheninsider glauben, dass es Saudi-Arabien in Wahrheit durchaus gelegen kommt, dass die Fördermengen nicht erhöht worden sind. Denn der Förderschlüssel - und damit die Machtverteilung - wurde in den 1980ern vergeben und orientierte sich an den vorhandenen Reserven der Länder. Seither hat sich das Ölvorkommen Saudi-Arabiens wundersam verdoppelt. Das Königreich ist zwar zweifellos das Land mit den größten Ölreserven - aber die traditionell an den Tag gelegte Kraftmeierei (nach dem Motto: "Wir können jederzeit alle Ausfälle anderer Ländern auffangen") wird mehr als angezweifelt.
Saudi-Arabien wird also wohl den Mittelweg beschreiten - und unilateral seine Produktion ein bisschen ausweiten. Das ist zwar in den Opec-Statuten nicht vorgesehen, aber das tun unter der Hand fast alle Mitglieder des Ölkartells. Und Saudi-Arabien wird es offiziell tun - so kann es die USA zufriedenstellen und die Förderung innerhalb der eigenen Schmerzgrenze belassen.
Wozu braucht es dann noch die Opec? Nun, sobald der Ölpreis wieder sinkt, werden alle Opec-Vertreter an einem Strang ziehen: Die Ölförderung wird einstimmig verknappt, bis der Preis wieder steigt. Und die Staatskassen füllen sich wieder.
Opec-Chef Mohammad Aliabadi: 'Genug Öl am Weltmarkt'