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Der designierte US-Präsident Trump hat die zwei wichtigsten Positionen im Weißen Haus mit Kalkül besetzt.
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Washington. Begegnet sind einander Donald Trump und Wladimir Putin noch nie, am Montag aber hat designierte US-Präsident mit seinem Gegenüber in Moskau telefoniert. Man habe eine "konstruktive Kooperation" und weitere Gespräche vereinbart, ließ der Kreml wissen. Sein Amt antreten wird Trump erst am 20. Jänner, doch bereits jetzt nimmt sein Kabinett Gestalt an. Und die Handschrift, die der Polit-Quereinsteiger Trump dabei erkennen lässt, ist die eines gewieften Strategen. Denn Trump, von dem viele sagen, er sei ebenfalls über den Wahlsieg überrascht gewesen, hat im Wahlkampf mit untergriffigen Beleidigungen und mit uneinhaltbaren Versprechungen nicht gespart. Gewählt wurde er, weil er bei vielen US-Amerikanern einen Nerv getroffen hat, die sich vom System im Stich gelassen fühlen und einen Hass auf das Establishment haben.
Wie begegnet jemand nun dem Washingtoner Sumpf, den er trockenlegen wollte? Er holt sich einen Profi aus dem alteingesessenen Establishment. Reince Priebus, seit 2011 Vorsitzender des Republican National Committee, ist das Gegenteil eines frischen Windes in der Politik. Der 44-Jährige mit griechischen Wurzeln, der eigentlich Reinhold Richard Priebus heißt, hat sich schon früh mit Trump arrangiert, als sich noch die gesamte Partei gegen den Immobilien-Tycoon gewehrt hat. Er hat nach jedem verbalen Ausbruch von Trump die republikanische Basis zu beschwichtigen versucht. Priebus hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass auch moderate Konservative die anfangs bittere Pille geschluckt haben. Das hat Trump in der Stunde seines Triumphs nicht vergessen: Umringt von seiner Familie, rief Trump bei seiner Siegesrede Priebus als einzige Person aus seinem Wahlkampfteam zu sich aufs Podium, ließ ihn beklatschen und nannte ihn vor versammelter Menge einen "Superstar".
Doch Priebus, dem Alteingesessenen, einfach so das Kabinett zu übergeben, hätte nicht funktioniert. Der langjährige Vertraute von Trump, Roger Stone, twitterte etwa: Wenn Priebus zum Stabschef ernannt werde, "würde das eine Rebellion in der Basis der Trump-Wähler auslösen".
Chefstratege noch vor dem Stabschef bekanntgegeben
Der Stabschef gilt als wichtigste Position nach dem Amt des Präsidenten. So wäre es auch normal, diese Personalentscheidung als Erste bekanntzugeben. Doch Trump entschied sich, aus den erwähnten Gründen, zuerst bekanntzugeben, wer sein Chefstratege wird. Und hier hat sich Trump für die Stimme der Zornigen entschieden, den äußerst umstrittenen und ultrakonservativen Medienmacher Stephen Bannon, der zuletzt als Kampagnen-Manager von Trump fungiert hat. Bannon war vor seiner Beschäftigung bei der Trump-Kampagne Chefredakteur der berüchtigten Webseite "Breitbart News", die quasi das Organ der sogenannten "Alt Right"-Bewegung in den USA geworden ist.
"Alt Right" steht für Alternative Rechte, eine lose Ansammlung von Menschen verschiedener extremer Ideologien. Darunter finden sich weiße Nationalisten genauso wie Antisemiten und Islam-Feinde. Dass die eine rechte Weltanschauung die andere nicht ausschließt, zeigt sich etwa daran, dass "Breibart News" von einem - inzwischen verstorbenen - Mann jüdischen Glaubens gegründet worden war. Der Medienkonzern hat auch 2015, als Bannon im Chefsessel saß, unter dem Titel "Breibart Jerusalem" ein Nachrichtensegment gegründet, dass sich verstärkt der Bedrohung Israels widmet.
Die Anti-Defamation League, die speziell auf antisemitische Ressentiments aufmerksam macht, hat dafür Breitbart Media schon für Überschriften wie "Der abtrünnige Jude" gerügt. In dem Artikel ging es um einen Gegner von Donald Trump - die Überschrift ist entstanden, als Bannon Chefredakteur war. Der Provokateur zeichnet auch verantwortlich für Überschriften wie: "Verhütung macht Frauen unattraktiv und verrückt" oder "Klimaexperte sagt: Marxisten und Erderwärmungsextremisten kontrollieren den Vatikan".
Im Jahr 1996 zeigte Bannons damalige Frau, Mary Louise Piccard, den Medienmacher wegen häuslicher Gewalt an. Später erklärte sie, dass ihr Exmann "keine Juden mag" und nicht will, dass seine Kinder mit Juden in die Schule gehen. Bannon und Picard einigten sich in einem außergerichtlichen Vergleich.