Bei unserem Deutschen Nachbarn wird die Karnevalszeit ja gern als "fünfte Jahreszeit" bezeichnet. Was dort in diesem Zeitraum stattfindet, ist für uns Österreicher nicht immer ganz nachvollziehbar. Zwar gibt es auch bei uns - vor allem im ländlichen Bereich - noch Faschingsgilden und Faschingssitzungen und auch der Villacher Fasching wird im staatlichen Fernsehen übertragen - aber wer würde das als Kulturgut bezeichnen?
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Der Bund Deutscher Karneval, der 4800 Mitgliedssvereine unter seinem Dach versammelt, sieht im Karneval jedenfalls "mehr als schnelles Vergnügen": "Karneval ist Kulturgut unseres Volkes", heißt es dort. Und das sehen offenbar einige Deutsche so. Denn mit der Übertragung von "Wider den tierischen Ernst 2011" (was für ein Titel!), einer Festsitzung des Aachener Karnevalvereins, konnte die ARD am Montagabend einen Marktanteil von 13,6 Prozent erreichen (RTL erreicht im Schnitt rund 14 Prozent, Pro7 knappe sechs). Mehr als zwei Stunden wurden dort aus einem Narrenkäfig in Minnesänger-Manier Reime zum Besten gegeben, deren Inhalt wohl witzig sein sollte - oder wie die Deutschen sagen: komisch. Den "Höhepunkt" bildete die Verleihung des höchsten Ordens des Aachener Karnevalvereins, der sich ebenfalls "Wider den tierischen Ernst" nennt. Dieser ging, warum auch immer, an Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. "Angesichts der Lage in Afghanistan" hatte dieser sein persönliches Erscheinen aber bereits im Vorfeld entschuldigt (offenbar kein Karnevalsnarr). Als Vertretung kam der jüngere Bruder, Philipp zu Guttenberg. Dass sich dieser "lediglich als Plagiat" des Bruders betitelte, geht mangels Alternativen wohl nun als "Brüller des Jahres" in die Vereinsgeschichte ein.