Mit Mmusi Maimane als erstem schwarzen Vorsitzenden hoffte die DA auf neue Wähler. Doch nun drohen der größten Oppositionspartei Verluste.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 5 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Pretoria. Als Mmusi Maimane vor vier Jahren in Port Elizabeth zum Vorsitzenden der Demokratischen Allianz (DA) gewählt wurde, begrüßten die Delegierten den neuen Mann an der Spitze mit Jubel und Gesang. Maimane, so schien es damals vielen, war genau das, was die größte Oppositionspartei Südafrikas dringend brauchte: Ein junger schwarzer Politiker mit viel Charisma, der wegen seines Talents als Redner des öfteren schon als "Barack Obama von Soweto" bezeichnet wurde. Vor allem aber jemand, dem es auf Grund seiner Herkunft gelingen könnte, der DA zu einem Neubeginn zu verhelfen.
Denn die liberale Partei, die aus einer kleinen weißen Anti-Apartheids-Gruppe hervorging, wurde in den vergangenen Jahren vor allem von Weißen und den so genannten Coloureds gewählt, die jeweils neun Prozent der Bevölkerung Südafrikas stellen. Für den überwiegenden Teil der Schwarzen blieb die DA, die von Nelson Mandela einmal als Partei der "weißen Bosse und schwarzen Handlager" bezeichnet wurde, dagegen unwählbar.
Die Hoffnungen, dass Maimane der DA als erster schwarzer Parteichef neue Wählerschichten erschließen könnte, dürften sich aber nur bedingt erfüllen. So wird die Partei bei den Parlamentswahlen am kommenden Mittwoch kaum über die 22 Prozent hinauskommen, die sie beim letzten Urnengang im Jahr 2014 erreichte. Viele Prognosen gehen sogar davon aus, dass die DA leichte Stimmenverluste hinnehmen wird müssen. Denn die aufstrebende schwarze Mittelschicht, die die DA gerne für sich gewinnen möchte, ist in den vergangenen Monaten auch von Präsident Cyril Ramaphosa intensiv umworben worden. Und die armen Schwarzen, die unzufrieden mit dem regierenden ANC sind, wenden sich eher den linksradikalen Economic Freedom Fighters zu als der wirtschaftsliberalen DA.
Maimane ist daher zuletzt verstärkt in die Kritik geraten. Dem stets beherrscht und überaus freundlich auftretenden 38-Jährigen wird dabei vor allem mangelnde Erfahrung und ein zu geringes Ausmaß an politischer Härte vorgeworfen - garniert mit der Anschuldigung, Maimane hätte den Job an der Parteispitze 2015 vor allem wegen seiner Hautfarbe bekommen und nicht wegen seiner Fähigkeiten.
Ob der evangelikale Prediger sich halten kann, wird daher vor allem von den Ergebnissen bei den gleichzeitig stattfindenden Provinzvertretungswahlen abhängen. Denn wenn es der DA gelingt, den ANC in der wirtschaftstärksten Provinz Gauteng unter 50 Prozent zu drücken, könnte die liberale Partei mit Hilfe einer Koalitionsregierung die Macht in einer Region übernehmen, die zum südafrikanischen Kernland zählt. Für die nächsten Parlamentswahlen 2024 wäre das ein enormes Sprungbrett. Denn dass die DA eine Provinz ordentlich und vergleichsweise skandalfrei führen kann, hat sie schon am Westkap bewiesen, wo sie seit 2009 an der Macht ist.