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Der Computer ist kein Fernseher, sondern ein pflegebedürftiger Patient

Von Francesco Campagner

Analysen

Sicherheit ist in unserer Gesellschaft zu einem wesentlichen Thema geworden. Man wünscht sich nicht nur eine soziale Sicherheit, sondern will sich auch in den eigenen vier Wänden und in der Heimat sicher fühlen. Aber während sich fast jeder Gedanken machen würde, wenn die Wohnungstüre nicht mehr schließt oder das Auto offen bleibt, wird mit dem eigenen Computer meist ziemlich leichtfertig umgegangen. Der PC wird nicht als mögliche Gefahrenquelle angesehen und eher mit anderen, wartungsfreien Geräten wie Fernseher oder Radio verglichen als mit genannter Wohnungstür.


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Dabei besteht aber wahrlich Grund zur Sorge. Die jüngste Studie des Sicherheitsanbieters Securia zeigt nämlich einen beunruhigenden Trend: Die Zahl der Sicherheitslücken von Computer-Programmen steigt rapide an. Schon im ersten Halbjahr des heurigen Jahres wurden so viele Lücken festgestellt wie im gesamten Jahr davor. Die Tendenz ist weiter steigend.

Der Grund für diesen Trend liegt auf der Hand. Es gibt immer mehr Programme - und immer mehr alte Software ist im Einsatz. Diese Woche hat Microsoft den Support für Windows XP mit dem Servicepack 2 beendet, trotzdem gibt es noch immer zahlreiche Unternehmen, die diese Betriebssystem-Variante verwenden.

Wer aber glaubt, durch den Gebrauch bekannter Software-Hersteller besser geschützt zu sein, irrt. Die Liste der Hersteller mit den meisten Sicherheitslücken liest sich wie das Who is Who der Computerbranche. Die Führungsposition hält laut Securia Apple inne, gefolgt von Oracle und Microsoft. Danach finden sich HP, Adobe, IBM, VMware, Cisco, Google und Mozilla. Diese Topfirmen sind für 38 Prozent aller Sicherheitslücken verantwortlich. Allerdings sagen die Zahlen selbst wenig über die Gefährlichkeit der sogenannten "Bugs" aus.

Ein großes Gefahrenpotenzial geht unbestritten von Drittanbietern aus. Deren Software wird relativ selten auf den neuesten Stand gebracht und hat des Öfteren auch keine Update-Funktion. Deshalb bieten immer mehr Antiviren-Firmen Produkte an, die untersuchen, ob die Programme auf dem PC in der aktuellsten Variante vorhanden sind oder eine Bedrohung darstellen. Die Bereitschaft der Nutzer, die Software auf ihrem PC zu aktualisieren, ist bekanntlich enden wollend. Und, Hand aufs Herz, wer kann behaupten, dass auf seinem PC die gesamte Software auf dem aktuellsten Sicherheitsstand ist?

Wie gefährlich Sicherheitslücken tatsächlich sind, hat vor wenigen Monaten unfreiwillig der Antiviren-Produzent McAfee vorgeführt. Mit einem verunglückten Update legte McAfee in den USA diverse Spitäler, Polizeistationen, Schulen und Unternehmen lahm. Wenn schon "die Guten" so leicht für Ungemach sorgen können, dann sollte man sich eigentlich wappnen. Denn "die Bösen" kommen sicher.