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Der Deal mit Scheich Al Jaber dürfte endgültig gestorben sein

Von Karl Leban

Wirtschaft

Das große Rätselraten, ob der saudische Investor Mohamed Bin Issa Al Jaber bei der AUA doch noch an Bord geht, um der Airline bei ihrer Expansion im Mittleren Osten mit 150 Millionen Euro unter die Flügel zu greifen, wird wohl bald ein Ende haben. Auch wenn AUA-Aufsichtsratschef Peter Michaelis in der Aktionärsversammlung verkündete, man sei auf gutem Weg, das Vertrauensverhältnis zu Al Jaber wiederherzustellen: Das Faktum, dass es seit letzter Woche nicht gelungen ist, den steinreichen Geschäftsmann umzustimmen, lässt eher darauf schließen, dass der Deal gestorben ist.


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Vertreter Al Jabers waren in der Hauptversammlung nicht anwesend, und bisher liegt überraschenderweise auch keine Bankgarantie für das Investment des Saudis vor. Eine Bankgarantie müsste laut dem für die AUA tätigen Juristen Christian Nowotny bis spätestens 12. Mai auf den Tisch. Ob sie noch kommt, ist mittlerweile aber mehr als fraglich. Denn die Banken, über die Al Jaber seinen 20-Prozent-Einstieg bei der AUA finanzieren wollte, dürften im allerletzten Moment abgesprungen sein. Und dies dürfte der wahre Grund für den angedrohten Rücktritt vom Kauf gewesen sein, warum der Geschäftsmann die Reißleine ziehen musste - und nicht der überraschend hohe AUA-Verlust von gut 60 Millionen Euro im ersten Quartal. Al Jaber steht jetzt trotz seines Milliarden-Vermögens ohne die Rückendeckung der Banken da. Für die AUA wird die Causa Al Jaber jedenfalls zur Nagelprobe.

Wie es mit dem Flugunternehmen weitergeht, das noch immer darum kämpfen muss, auf einen nachhaltigen Gewinnkurs einzuschwenken, hängt zu einem Gutteil von dieser Causa ab. Scheitert das Projekt, wird sich umso mehr die Frage stellen, ob es für die AUA nicht doch besser wäre, statt der bisher gefahrenen Stand-Alone-Strategie nach einem strategischen Partner aus der Branche zu suchen.

Varianten mit der deutschen Lufthansa oder einer der prosperierenden Fluglinien aus dem arabischen Raum kommen dann wieder ins Spiel. Damit wäre auch klar, dass AUA-Chef Alfred Ötsch über kurz oder lang nicht mehr an den Schalthebeln im Chefcockpit sitzen wird. Denn Ötsch ist vor zwei Jahren angetreten, um die AUA wieder soweit fit zu trimmen, dass sie selbst- und eigenständig - ohne strategischen Partner - agieren kann.

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat zuletzt in einem Zeitungsinterview betont, dass alle Maßnahmen gesetzt werden müssten, damit der AUA nicht ein Schicksal wie der Swissair oder der Alitalia droht - und gleichzeitig hinzugefügt: "Wir müssen diese Eigenständigkeit erhalten. Ob dies mit einem Kooperationspartner wie Al Jaber geschehe oder nicht, überlasse er der ÖIAG als Eigentümervertreter.

Hinter den Kulissen heißt es, dass Michaelis nicht an einen erfolgreichen Alleingang der Austrian Airlinesglaubt. Angeblich soll er bereits an Alternativen basteln.