Zum Hauptinhalt springen

Der Dollar als Trump-Feind

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der Euro ist am Freitag auf unter 1,05 Dollar gefallen, der niedrigste Stand seit 14 Jahren. Dieser Wert war bisher eine Art Barriere, nun scheint der Weg frei zur Parität, also 1:1.

Auslöser der Dollar-Aufwertung war die Zinserhöhung der US-Notenbank Fed, die gleichzeitig ankündigte, 2017 noch drei weitere Male die Zinsen zu erhöhen. Außerdem machte Fed-Chefin Janet Yellen klar, dass sie vom 1000-Milliarden-Dollar-Infrastrukturprogramm des künftigen US-Präsidenten Donald Trump wenig hält.

Auf den Devisenmärkten war dies alles Grund genug, um recht nervös zu werden. Und da mit den Devisen global pro Tag bereits im unvorstellbaren Ausmaß von 5000 Milliarden Dollar spekuliert wird, paart sich die Nervosität mit der Angst von Händlern, sehr viel Geld zu verlieren.

Auch für Trump sind das keine guten Neuigkeiten, in den USA wird daher erwartet, dass er sich öffentlich mit der Notenbank anlegt. Ein offener Streit zwischen künftiger Regierung und der Notenbank aber würde die Märkte noch nervöser machen.

Der starke Dollar macht Trump freilich noch einen weiteren Strich durch die Rechnung: Dadurch werden nämlich Importe in die USA billiger, die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen dagegen sinkt. "Make America great again", Trumps Slogan gegen die Verlagerung von Arbeitsplätzen insbesondere nach China, wird dadurch konterkariert. Da China allerdings zweitgrößter Gläubiger der Vereinigten Staaten ist, denen bei steigenden Importen ein noch größeres Loch in der Leistungsbilanz droht, könnte die aktuelle Unfreundlichkeit des gewählten US-Präsidenten gegen Peking ein Schuss ins Knie werden.

Die langsam wieder nach oben zeigenden Zinsen sind aber auch für Europa nicht ungefährlich. Wacklige Staatshaushalte, wie jener Italiens, kämen durch steigende Zinszahlungen erneut unter Druck. Der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hat die EU-Regierungschefs genau davor gewarnt. Die EZB wird daher 2017 alles tun, um die Euro-Zinsen bei null zu halten. Das wiederum würde eine weitere Dollar-Aufwertung bedeuten. Wenn US-Unternehmen dadurch dann weniger Geschäft machen, könnte sich die aktuelle Rally an den Aktienbörsen rasch ins Gegenteil verkehren. Für Trump würde sich allerdings ein Absturz der Börsen rund um seine Angelobung im Jänner gar nicht gut machen.