Konsultationspapier der EU sieht auch ein Präsentationsverbot in den Trafiken vor. | Branche warnt vor Fälschungen. | Brüssel. Für Raucher wird es in der EU laufend ungemütlicher. Das liegt zwar vor allem an den um sich greifenden Rauchverboten, die von den jeweiligen Mitgliedsländern ganz von sich aus eingeführt werden. Doch die EU-Kommission will jetzt nachhelfen, indem sie anregt, den Verkauf von Zigaretten zu erschweren und die typischen Packerl-Designs abzuschaffen.
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Statt dem berühmten Marlboro-Schriftzug, dem Kamel von Camel oder dem geflügelten Helm der Gauloises gäbe es dann nur noch einfärbige, gleich große Päckchen in Weiß oder Grau. Der Aufdruck beschränkte sich auf Marken- und Produktname, Zigarettenanzahl und Gesundheitswarnungen in Einheitsschrift. In den Trafiken soll das Tabakangebot zudem nicht mehr sichtbar präsentiert werden, Werbung dafür wäre in den Verkaufsräumen so verboten wie bereits überall sonst. Sogar Zigarettenautomaten müssten EU-weit entfernt werden.
All diese Vorschläge der EU-Kommission finden sich in einem Konsultationspapier, über das schon lange spekuliert wurde und das am heutigen Freitag offiziell vorgestellt wird. Damit läutet Gesundheitskommissar John Dalli die Überarbeitung der EU-Richtlinie für die Produktion, Präsentation und den Verkauf von Tabakprodukten ein.
Anfang 2012 will er einen konkreten Gesetzesvorschlag präsentieren. "Tabak macht süchtig und bringt Krankheit und Leid über die Menschen", warnt Dalli in regelmäßig Abständen. Rund 30 Prozent der EU-Bevölkerung rauchen, etwa 650.000 Menschen sterben in Europa jedes Jahr an den Folgen des Tabakkonsums.
Warnung als Alternative
Die bisherige Version der Richtlinie aus dem Jahr 2001 schreibt bereits Warnhinweise auf Zigarettenpäckchen vor und verbietet irreführende Zusätze wie "light" oder die "Milde Sorte". Doch Dallis Beamte orten zahlreiche Lücken, vor allem bei der Konsumenteninformation. So sind abschreckende Bilder von kaputten Lungen und ähnlichem nur optional und werden lediglich in Belgien, Rumänien, Großbritannien und Lettland umgesetzt.
Vor allem dort, wo das nicht der Fall ist, "lenken grafische Elemente, die Bilder von Luxus, Freiheit und Glamour hervorrufen, oft von den Warnhinweisen ab", heißt es in dem Papier, das der "Wiener Zeitung" vorliegt. Daher werden als Alternative zur einheitlichen Zigarettenschachtel auch verpflichtende Warnbilder auf Vorder- und Hinterseite am prominenteren oberen Rand der Packung in Erwägung gezogen. Bis 19. November dieses Jahres sind alle Beteiligten dazu aufgerufen, der Kommission schriftlich ihre Meinung zu diesen Überlegungen zu übermitteln.
Die Tabakindustrie hält naturgemäß wenig davon. Die einheitlichen Päckchen öffneten Schmugglern und Fälschern Tür und Tor, warnt Walter Sattlberger, Leiter der Abteilung Corporate Affairs bei Japan Tobacco International Österreich (ehemals Austria Tabak): "Wären tatsächlich alle Schachteln weiß und mit Arial 10-Schrift bedruckt, bräuchten sie nur noch einen guten Drucker."
Für den Konsumenten werde es extrem schwierig, gefälschte und möglicherweise mit verbotenen Zusatzstoffen versehene Produkte zu erkennen. Schon heute seien schließlich 15 bis 17 Prozent aller in Österreich gerauchten Zigaretten gefälscht, sagt Sattlberger.
Ein deutliches Ansteigen dieses Anteils koste den Finanzminister Millionen, die der organisierten Kriminalität zu Gute kämen. "Von vier Euro, die ein Päckchen Zigaretten im Schnitt kostet, gehen drei als Steuern an den Staat." 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro nehme der pro Jahr von der Tabakindustrie in Österreich ein.
Zudem gebe es überhaupt keine wissenschaftlichen Studien, die belegten, dass einheitliche Schachteln oder das Verstecken der Tabakprodukte in Trafiken zu einer Abnahme des Tabakkonsums führten. Auch markenrechtlich sei das nicht leicht umsetzbar. "Wir gehen davon aus, dass das nicht bald kommen wird", sagt Sattlberger.