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Hans Jörg Schimanek tritt mit seiner Partei "Wir für Floridsdorf" oder kurz "WIFF21" an.
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Wien. Er sei wie der Duracell-Hase, sagte angeblich einst eine politische Mitbewerberin über Hans Jörg Schimanek. Wo immer sie hinkomme, er und sein Team seien schon dort gewesen. So erzählt es zumindest der 75-jährige Bezirksrat in Floridsdorf, der bei der Wien-Wahl mit seiner Bürgerliste "Wir für Floridsdorf" oder kurz "WIFF21" antritt. Gäbe es einen Nebenbewerb darum, wer der bunteste Vogel in diesem Wahlkampf ist, so hätte Schimanek wohl nicht die schlechtesten Chancen. Im Kaffee "s’Amterl" in Floridsdorf am Spitz hält er ein Plakat hoch, das die Spitzenkandidaten der anderen Parteien als Karikatur zeigt und ihn als Superhelden. Das Plakat sei ihm "durch einen Mittelsmann zugespielt worden" und sei von einem Sympathisanten entworfen worden. Der langjährige Berufspolitiker ist beliebt in seinem Grätzl, Menschen erkennen ihn, schütteln ihm die Hand. Andere sehen in ihm einen "alten Rechten".
Die politische Schublade, in die Schimanek passt, muss aber erst noch erfunden werden. Von der SPÖ, wo er seine politische Karriere begann, über eine eigene nicht unerfolgreiche Liste, bis hin zu FPÖ und BZÖ hat der ehemalige Sportjournalist alles gesehen. Aus FPÖ und BZÖ wurde er aus unterschiedlichen Gründen ausgeschlossen, man warf ihm unter anderem Intrige vor. 1990 legte Schimanek sein Amt in Langenlois nieder, wo er zwei Jahre Umweltstadtrat gewesen war.
Mittlerweile hat er das Gefühl, politisch angekommen zu sein. Die Politik sei nach wie vor seine Leidenschaft, aber heute arbeite er für den Bürger. Er sehe zwar noch viele Berührungspunkte mit der FPÖ, jedoch genauso viele mit der SPÖ und manchmal sogar welche mit den Grünen. Seine Themen sind heute der Schutz der Grünflächen, die Bekämpfung von Straßenprostitution und auch mehr Sicherheit für das Verkehrszentrum Floridsdorf am Spitz, für das er eine eigene Polizeistation fordert. Seine Partei legt es auf Serviceorientierung an. Bisher ist Schimanek damit auch nicht schlecht gefahren, die WIFF21 stellt in Floridsdorf immerhin zwei Bezirksräte.
Auch ein Blick auf die Facebookseite der Partei lässt wenig Zweifel daran, dass viele Floridsdorfer sie als eine Art Kummer-Nummer sehen. Von Beschwerden über den Verkehr, den Straßenstrich in der Einzingergasse, bis hin zu Chemtrails und Angriffe auf Passanten durch Raben findet sich dort alles. Eines anderes dominierendes Thema sind wenig überraschend Ausländer im Bezirk. Auch wenn Schimanek berechtigterweise sagt, dass man keine ausländerfeindlichen Postings von WIFF finden werde, so gibt es doch Gründe, warum sich Islamophobe und sogenannte "Asylkritiker" bei der WIFF an der richtigen Adresse fühlen. Schimanek glaubt zum Beispiel den Zahlen des Innenministeriums nicht, wonach 70 Prozent der momentan in Österreich Schutzsuchenden aus Syrien kommen. "Es sind maximal 20 Prozent Flüchtlinge aus Syrien. Die Leute werfen ihre Papiere weg, jeder ist heute Syrer", klagt er.
"Man darf doch wohl einmal seine Meinung ändern"
Auf Bezirksebene hingegen begleitet ihn vor allem das Thema Moscheen und Islamschulen. Vor Jahren verglich er einmal Anti-Moschee-Petitionen mit den Umweltbewegungen in den 1970er und 1980er Jahren. Diese hätten auch klein angefangen und hätten schließlich bundespolitische Bedeutung erlangt. Auf dieses Zitat angesprochen, sagt er heute etwas, das man von Politikern eher selten hört: "Man darf doch wohl einmal seine Meinung ändern." Man habe heute so viele Muslime in der Stadt, denen könne man ihre Religionsausübung nicht verbieten. Doch den Bau von Moscheen im Wohngebiet lehne er aus "verkehrstechnischen Gründen" und weil die Wohnungen rundherum dann an Wert verlören, streng ab.
Stattdessen habe WIFF andere Flächen vorgeschlagen, weiter draußen in Strebersdorf, wo es auch entsprechende öffentliche Verkehrsanbindung gäbe. Genau dorthin möchte er am liebsten auch die für die Prager Straße geplante Islamschule hinverlegen, auch dort aus Gründen der Verkehrspolitik. "Außerdem haben die Kinder auf der Prager Straße keine Grünflächen. Man darf nicht nur hineinpferchen, die Kinder gehen vor", sagt er. Willkommen sind ihm Islamschulen aber sowieso nicht, egal wo im Bezirk "Ich wehre mich gegen diese Schulen, weil ich finde, dass Menschen, die bei uns leben und ihre Kinder hier aufziehen, diese auch auf unsere Schulen gehen sollten", sagt er.
Teile Niederösterreichs zum Stadtgebiet erklären
Ansonsten wünscht er sich, dass sein Bezirk grün bleibt und nicht zu viel gebaut wird. Allerdings gibt es Prognosen für das Stadtwachstum, die besagen, dass in Floridsdorf in den nächsten Jahren ein Wohnraumbedarf für 26.000 Menschen entstehen wird, das sind etwa 12.500 neue Wohnungen. Statt auf Grünflächen zu bauen, schlägt Schimanek vor, dass man sich mit dem niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll einig werden solle und Teile Niederösterreichs zum Stadtgebiet erklären. Oder man könne "wie damals nach der Wende in der DDR" Hauseigentümern anbieten, die Kosten für die Sanierung ihrer Häuser zu übernehmen, wenn sie sie dem sozialen Wohnbau zur Verfügung stellen, dann hätte man auch in Floridsdorf mehr Möglichkeiten den Bedarf nach Wohnraum zu stillen.
Es wäre einfach, Schimanek und seine Partei als einzige Lachnummer darzustellen, doch ist dies nicht die ganze Geschichte. Die WIFF hat durchaus Chancen, mit einem Grundmandat in den Gemeinderat einzuziehen. Ihr Erfolg ist Symptom eines Missstandes, denn jene, die sich von der "großen Politik" vernachlässigt fühlen und sich nicht für bundespolitisches Tauziehen interessieren, finden in ihm zweifellos jemanden, der zuhört, egal wie unwichtig das Anliegen zu sein scheint. Schimanek ist jemand, der den Anruf einfach macht, den es braucht, um kleine Alltagsprobleme zu beseitigen. Wer ihn nicht im Amt haben will, muss sich von ihm abschauen, den Dienst am Volk wieder zu seiner obersten Priorität zu machen.