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20. Flüchtlingsball: Syrische Asylwerbende im Fokus.
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Wien. Der Flüchtlingsball jährt sich in diesem Jahr zum 20. Mal. Am Leitgedanken hat sich wenig geändert. Denn im Blickpunkt stehen nach wie vor Menschen, die nach Österreich geflüchtet sind. Die Einnahmen der Veranstaltung fließen ins Integrationshaus, ein Kompetenzzentrum zur Aufnahme und Integration von Asylsuchenden, Flüchtlingen und Migranten.
Es sei ein politischer Ball, betont Willi Resetarits, Ehrenvorsitzender und Mitbegründer des Integrationshauses, in das 1995 die ersten Bewohner eingezogen sind. "Wir bekennen uns zur Integration und zum friedlichen Zusammenleben." Auch wenn dies im ersten Moment etwas einfallslos klingt, für Resetarits ist es das nicht. Schließlich gebe es genügend Bürger, die anderer Meinung seien und Menschen, die von einem anderen Land nach Österreich kommen, am liebsten wieder zurückschicken würden. Für Resetarits unverständlich, denn: "Der echte Wiener hat einen auswärtigen Geburtsort."
Im derzeitigen Diskurs über Flüchtlinge und Migranten im Allgemeinen, in dem oftmals eine spürbare Abneigung mitschwingt, würde dies allerdings sehr gerne vergessen werden. Der Flüchtlingsball bietet sich laut Resetarits daher auch als Begegnungszone an, in der sich Wiener "bei Spaß und guter Laune bis in den frühen Morgen" kennenlernen können.
"Arbeitserlaubnis nach sechs Monaten"
Der Fokus in diesem Jahr liegt auf Flüchtlingen aus Syrien - unabhängig von deren Religion, wie Integrationshaus-Geschäftsführerin Andrea Eraslan-Weninger betont. "Wir brauchen eine Politik der offenen Türen", sagt sie. Auch rechtlich müsse sich einiges ändern: Eine Forderung bleibt der Zugang zu einer Arbeitserlaubnis nach sechs Monaten. "Nur wer von Rechts wegen in die Lage versetzt wird, sich auch selbst zu erhalten, kann sein Leben wieder selbst in die Hand nehmen und menschenwürdig gestalten", sagt sie. Auch die Kostensätze sollen angehoben werden. Derzeit würde jemand, der privat wohnt, 300 Euro im Monat bekommen. "Das bedeutet ein Leben in bitterer Armut", so Eraslan-Weninger.
Neben zahlreichen Freiwilligen, die von der Gastro bis zur Musik gratis arbeiten werden, greift auch die Stadt Wien der Veranstaltung unter die Arme. Weder die Benützung der Veranstaltungsräume noch die Reinigung müssen vom Integrationshaus übernommen werden. Für Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) ist die Unterstützung selbstverständlich: "Menschen flüchten ja nicht zum Spaß." Einmal mehr verweist sie darauf, dass die Stadt Wien seit vielen Jahren viel mehr Flüchtlinge aufnimmt, als sie aufgrund der bestehenden 15a-Vereinbarung (Bund-Länder-Vereinbarungen, Anm.) betreuen sollte. Aktuell erfüllt Wien die Quote zu 147 Prozent.
Willi Resetarits, der neben Musikgruppen wie etwa La Caravanne Passe aus Frankreich und Segment aus Israel auch mit seiner Band Stubnblues auftreten wird, blickt zurück auf die vergangenen 20 Jahre: Die Unterstützung in der Bevölkerung sei gewachsen, sagt er. Die Asyl-Gesetze seien hingegen verschärft worden. Auch wenn man hier nichts bewirken konnte. Unterkriegen lässt er sich dadurch nicht: "Wir haben einen langen Atem."