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Berlin/Wien. "Die Prüfstelle ist eine vernünftige Ergänzung, man darf sich aber nicht zuviel erwarten", sagt Marco Cabras, Sprecher der Anlegerschützer-Vereinigung DSW zur "Wiener Zeitung". Die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) ist seit Juli 2005 tätig - nach jenem zweistufigen Modell, das auch in Österreich diskutiert wird. Dabei ist dem privatrechtlichen Verein DPR die Finanzaufsichtsbehörde (BaFin) nachgeschaltet. Diese kann die Veröffentlichung festgestellter Fehler oder eine hoheitliche Prüfung durchsetzen, wenn Unternehmen nicht mit der DPR kooperieren.
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Cabras sieht hierbei Probleme: Die BaFin sei mit einem "Riesenstrauß an Aufgaben" überlastet und habe zu wenig Wirtschaftsprüfer: "Man hat den Eindruck, dass Vieles im Sande verläuft." Bessern könnte sich das, wenn die BaFin wie geplant Zuständigkeiten an die Deutsche Bundesbank abtritt.
Ein weiteres Manko sei mangelnde Transparenz: Abgesehen von Fehlerveröffentlichungen erfahre die Öffentlichkeit nur einmal im Jahr allgemeine Zahlen. Finanziert wird die Prüfstelle (Budget 2008 rund 7,8 Mio. Euro) aus einem Pool, in den rund 1000 kapitalmarktorientierte Unternehmen einzahlen. Der DPR-Apparat umfasst 25 Personen, davon 17 Prüfer.
"Zu hohe Erwartungen"
"Die Sache ist überfällig", sagt Wilhelm Rasinger, Interessenvertreter der Anleger in Österreich (IVA). Er sieht eine positive Präventivwirkung, die Bezeichnung "Bilanzpolizei" wecke aber zu hohe Erwartungen. Dass dieser etwa die Immofinanz/Constantia-Verwicklungen früher aufgefallen wären, sei unrealistisch: Hier hätten Finanzmarktaufsicht und Nationalbank genauer prüfen müssen, so Rasinger.
Die Erfahrungen der deutschen Kontrollore zeigen, dass die Zahl "schwarzer Schafe" gering ist. Seit Bestehen gab es 389 Prüfungen, knapp jede vierte Bilanz wies Fehler auf. Grund ist freilich, dass die Firmen mit den komplexen Bilanzierungsregeln überfordert sind - vor allem kleinere Unternehmen. Künftig dürfen diese die Prüfstelle um Rat fragen, noch bevor sie ihren Abschluss erstellen.