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Der einfachere Boykott

Von Tamara Arthofer

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Ein Weltcup-Finale, das sollte der finale Höhepunkt für Sportler sein. Ein letztes Mal noch alle Kräfte mobilisieren, ein letztes Mal um Meter und Sekunden kämpfen, ein letztes Mal noch vom Stockerl winken, ehe es in die verdiente Sommerpause geht. Für die Biathleten indessen heißt es beim Weltcup-Finale in Tjumen ab Donnerstag: ein Mal noch . . . Fragen über Doping beantworten. Alleine deswegen ist die Austragung des Weltcups in Russland angesichts des Staatsdoping-Skandals unfair gegenüber den Athleten, die monatelang alles gegeben haben und dann ihre letzten Bewerbe im Schatten eines Skandals austragen müssen, dem gegenüber sie machtlos sind. Viele von ihnen haben den Weltverband (IBU) daher gebeten, die Veranstaltung wie im Vorjahr zu verlegen. Die IBU wollte diese Rufe nicht hören, obwohl selbst einer ihrer Vizepräsidenten, der noch dazu für medizinische Belange zuständige Kanadier James E. Carrabre, vor kurzem erklärt hatte, er wisse "ganz sicher, dass weitere russische Dopingfälle auftauchen werden". Die Kanadier werden die Bewerbe daher wie auch die Kollegen aus den USA, Tschechien und der Ukraine boykottieren. Auch die Athleten aus Deutschland hatten sich skeptisch geäußert, werden aber teilnehmen - weil man sich "im Training nur so schindet, wenn man ein Ziel hat", wie Arnd Peiffer sagt. So ergeht es vielen der Sportler; ihnen die Entscheidung zu überlassen, ist also auch keine zufriedenstellende Lösung. Allerdings haben es die boykottierenden Nationen auch einfacher als andere. Es mag Zufall sein, doch sie alle sind nicht für die Fußball-WM qualifiziert. Die findet nämlich auch in Russland statt - ebenfalls unter dem Damoklesschwert des Dopings. Boykottaufrufe hört man diesbezüglich nicht. Das Geld will sich dann doch niemand entgehen lassen.